WISSEN
Wenn Lust und Motivation schwinden – und was du dagegen tun kannst
Vielen Geschäftsführern geht im Laufe der Zeit der Drall verloren. Die Energie lässt nach, die Lust schwindet und die Motivation, den eigenen Aufgaben gerecht zu werden, mutet immer mehr einem disziplinarischen Akt an. Und du kennst diese dunklen Phasen sicherlich auch: Momente, in denen deine Energie, Lust und / oder Motivation abhanden kommt; du bist in schlechter Stimmung und es scheint auch nicht wirklich einen Weg raus zu geben.

Benjamin Michels
Autor
veröffentlicht:
06.04.2023
letzte Aktualisierung:
14.02.2024
Die allermeisten Unternehmer-/innen, mit denen ich bisher in Kontakt gekommen sind, waren schon mindestens einmal an dem Punkt, in dem sie alles rund um ihr Unternehmen in Frage gestellt haben, weil ihnen Motivation, Energie und / oder die Lust abhanden gekommen ist. Gründe dafür gibt es natürlich viele. Häufig lässt es sich nicht an einem einzigen Auslöser fest machen, sondern es kommen mehrere Faktoren individiuell zusammen. Bevor wir uns daher auf die Suche nach dem Ausweg aus dem Tief machen können, müssen wir erst einmal näher beleuchten, welche Ursachen in Frage kommen können. Ich unterscheide hier grundsätzlich zwischen:
- „äußeren“ Faktoren: Faktoren, die im direkten Umfeld zu finden sind, z.B. Unternehmensstruktur, Überlast an Aufgaben, Schwierigkeiten in der Selbst- und Arbeitsorganisation, Mitarbeiterführung etc.
- „inneren“ Faktoren: Faktoren, die in der eigenen Persönlichkeit / Psyche ihren Ursprung nehmen: „Burndown“ (Vorstufe zum Burnout), „Energie-Kater“, Sinnkrise etc.

„Äußere“ Gründe
Es gibt eine große Reihe an „äußeren“ Gründen, die dazu führen, dass Menschen, die in der Unternehmensführung tätig sind, in ein Motivationsloch fallen können. Dieses kann so tief sein, dass nicht nur kurz- sondern auch mittelfristig die Lust auf die Arbeit verschwindet.
Äußere Gründe deuten immer darauf hin, dass in Struktur und Organisation etwas nicht stimmt. Ein Aspekt kann hier schlicht die Überforderung durch die mannigfaltigen Aufgaben sein: Da es keine Ausbildung oder gar ein Studium zum Geschäftsführer / zur Geschäftsführerin gibt, werden Unternehmer-/innen in der Regel immer mit einer Reihe an Aufgaben – neben ihren Kernaufgaben – konfrontiert, für die sie sich nicht vorbereitet und / oder qualifiziert genug fühlen: Buchhaltung, Ablage, Marketing, Akquise, Vertrieb, Social Media, rechtliche Fragen, Arbeits- und Gesundheitsschutz etc. Es gibt zu diesem Thema bereits einen Artikel in meinem Blog: „Wir wird man Geschäftsführer/-in?“ Lies dort gerne weiter, wenn du dir einmal bewusst werden möchtest, wie viel genau eigentlich an Aufgaben und Ansprüchen auf dir liegt. Ich bin mir sicher, dass dir nicht alles davon bewusst ist…
Natürlich ist es am Anfang der Unternehmensgründung meist so, dass nicht in einem großen Team gegründet werden kann. Daher müssen die meisten Gründer-/innen diese Vielzahl an Aufgaben selbst erledigen. Wenn das Team dann später wächst, wird häufig die Möglichkeit verpasst, Aufgaben abzugeben oder zu delegieren. Und so bleiben über einen langen Zeitraum häufig auch sehr ungeliebte Aufgaben an einem selbst hängen, die (mit) dafür Sorge tragen, dass die Lust immer weiter schwindet. Sie gehen in der Regel mit dem düsteren Gefühl einher, sie gar nicht abgegeben zu können. Doch bei diesem „Gefühl“ handelt es sich eigentlich um einen Glaubenssatz, der dazu auch schlichtweg falsch ist. Nahezu alle Aufgaben können delegiert werden. Da ich das sinnvolle Delegieren von Aufgaben als eine wirklich wichtige Kompetenz von Führungskräften auf allen Hierachie-Ebenen betrachte, habe ich auch zu dieser Thematik bereits einen Beitrag veröffentlicht, in welchem ich auch ein Schema erkläre, welches dir dabei helfen kann, die richtigen Aufgaben an die dafür passenden Mitarbeiter zu delegieren.
Die meisten Unternehmer/-innen fühlen sich auch mit der Führung von Mitarbeitenden überfordert. Dieses ist – wie so einige andere Themenfelder auch – ein sehr komplexes Gebiet, auf welches Ausbildung oder Studium in der Regel nicht vorbereiten. Mit steigender Unternehmensgröße wächst auch die Führungsverantwortung – und damit häufig auch die eigene Überforderung. Die meisten Menschen in einer Führungsposition handeln dann aus ihrer Intuition heraus – was mal zu besseren und mal zu schlechteren Ergebnissen führt. Es treten aber immer wieder Situationen auf, denen wir unerwartet und hilflos gegenüberstehen. Mit der Frage, wie wir eigentlich führen, was genau unser Ziel ist etc., damit beschäftigen sich leider zu wenige Menschen in der Geschäftsführung. Dabei kann eine intensive Beschäftigung mit diesen Fragen dazu führen, den eigenen Druck zu senken. Mehr zu dieser Thematik kannst du u.a. in dem Beitrag „Moderne Mitarbeiterführung: unterstützend und agil“ finden.
Die Selbstorganisation der eigenen Arbeit kommt ebenfalls häufig zu kurz: Es gibt keine Konzentrationsphasen, Meetings finden zu allen möglichen und vor allem unmöglichen Zeiten statt, der Kalender ist so zerklüftet, dass es gar keine vernünftigen Arbeitsphasen geben kann, etc. Der eigene Stress steigt immer weiter an, weil du auf einmal im Feierabend oder am Wochenende arbeiten musst, um deiner Aufgabenliste gerecht zu werden. Wenn du dich in diesem Themenfeld ertappst, weil du feststellst, dass du auf der Arbeit nicht mehr zum Arbeiten kommst, dann kann ich dir meinen Kurs „Performance extrem“ empfehlen. In diesem stelle ich dir eine ganze Reihe an Ideen und Methoden vor, die dir bei deiner Selbstorganisation helfen können.
Häufig begegnet es mir auch, dass ein fehlendes oder schlechtes (Multi-)Projektmanagement dazu führt, dass übermäßig viele Ressourcen ins Leere laufen. Ich habe schon wirklich sehr viele Unternehmer/-innen kennengelernt, sie sich nicht einmal bewusst waren, dass sie verschiedene Projekte im Unternehmen am Laufen haben, die alle ganz unterschiedliche Risiken mit sich gebracht haben. Durch ein fehlendes Projektmanagement werden die falschen Projekte zur falschen Zeit gestartet, Projekte (stillschweigend) nicht beendet, dauern Projekte unnötig lange, treten Widerstände auf, die einfach im Vorfeld hätten ausgeräumt werden können etc. Neben einer Reihe an Beiträgen im Blog findest du auch einen Kurs bei mir, der sich mit allen Aspekten rund um Projektmanagement befasst.
Was tun, wenn „äußere“ Gründe der Auslöser sind?
Wenn du einen oder mehrere „äußere“ Gründe identifiziert hast, die für deine schwindende Motivation verantwortlich sind, dann hilft nur: „Ärmel hochkrempeln, die Sache(n) anpacken und ändern!“
Natürlich ist das – besonders zu Beginn- schneller und leichter gesagt, als wenn du mitten in der Situation stehst. Aus vielen Gesprächen mit Klienten weiß ich, dass es einer der schwierigsten Aspekte bei dieser Aufgabe ist, einen „Fahrplan“ zu entwerfen: Was willst du in welcher Reihenfolge anpacken? Was macht Sinn? Diese Unentschlossenheit führt häufig zur Untätigkeit und einem weiteren Ausharren in der Situation – was die Situation natürlich nicht verbessern kann.
Doch es hilft alles nix: Da die „äußeren“ Gründe eher als strukturelle und organisatorische Probleme zu verstehen sind und du der- oder diejenige bist, die die Möglichkeit besitzt, Unternehmensstruktur, Arbeitsabläufe, Vorschriften und Regelungen in deinem Unternehmen zu ändern, wirst auch nur du es ändern können.
Im ersten Schritt solltest du dich daher mit einer genauen Analyse beschäftigen: Wo drückt der Schuh? Warum? Was müsste sich ändern? Sammle in diesem Schritt zunächst alles, was dir aufgefallen ist, bzw. auffällt, wenn du nun mit offenen Augen durch dein Unternehmen gehst. Bewerte dabei noch nichts, versuche noch keine Lösung zu finden, sondern sammle alle Aspekte wirklich nur.
Im nächsten Schritt solltest du eine Vision entwickeln und dich fragen, wie es, wenn alles optimal wäre, bei dir im Unternehmen aussehen soll. Frage dich z.B.: „Wenn ich ein Jahr in die Zukunft hüpfen könnte und mein Unternehmen dann betrachten würde, wie sähe es aus? Welche Rollen, Arbeitsstellen, Abteilungen, Arbeitsabläufe, Prozesse etc. gäbe es, wenn alles optimal wäre? Versuche an dieser Stelle ein Bild zu erschaffen, was optimistisch, aber dennoch in der Realität verhaftet bleibt. Aus einer Currywurstbude eine europaweite Fast-Food-Kette zu entwickeln, mit der du nichts mehr groß zu tun hast, weil du als Millionär auf den Malediven verweilst, fällt definitiv in die Kategorie „utopischer Wunschtraum“. Aber das Eröffnen von ein oder zwei weiteren Standorten, gut ausgearbeiten Strukturen und Prozessen, die Lagerhaltung, Einkaufsmanagement und Personalverwaltung beinhalten, das könnte durchaus realistisch sein. Versuche, ein Bild zu kreieren, was auch Arbeitsstellen und Rollen beinhaltet. Du wächst von einer auf drei Currywurstbuden an? Braucht es dann vielleicht einen Einkaufs- und Warenmanager? Wichtig dabei ist, dass du dich bei der Ausgestaltung z.B. von personellen Strukturen nicht an dem Jetzt ausrichtest. Die Frage darf nie lauten: Wer aus meinem Team käme dafür in Frage? Sondern du musst immer überlegen, was für Rollen braucht es, damit es gut laufen würde? Diese Rollen dürfen dann auch explizit nicht von dir eingenommen werden, denn du hast bereits genug zu tun. Zeichne gerne ein Organigramm, um deine Ideen zu konkretisieren. Gehe ebenso mit wichtigen Prozessen und Arbeitsabläufen vor. Wie sollte es optimalerweise aussehen, damit ein gutes Hand-in-Hand-Arbeiten möglich wird?
Danach folgt ein Abgleich von dem Ist-Zustand mit dem Soll-Zustand: Du weißt, wo du hin möchtest. Du weißt aber auch um die Probleme, die momentan in deinem Unternehmen herrschen. Nun arbeitest du heraus, wo sich was verändern muss. Was genau muss sich verändern? Im Anschluss an diese Erkenntnisse, versuchst du, die notwendigen Schritte zu gewichten, zu priorisieren und – wenn möglich – an vorausgehende Bedingungen zu knüpfen: Du möchtest im nächten Jahr, dass ein Creative Director (m/w/d) dir einen Teil deiner Arbeit und Last von den Schultern nimmt und den kreativen Part in deiner Agentur leitet? Du weißt aber, dass dir im Heute die finanziellen Mittel fehlen? Dann frage dich: Welche Umsatzsteigerung muss erreicht werden, damit du die Stelle besetzen kannst? Was beudeutet dass, wenn du es in die Einheit „zu gewinnende Kunden“ umrechnen musst? Und schon hast du dir einen Marker gesetzt, ab wann die Einstellung eines solchen Mitarbeitenden möglich wäre. Und so gehst du Schritt für Schritt alle negativen Aspekte, die du gesammelt und die, die du in deiner Vision entworfen hast, durch. Bei vielen Aspekten wird sich beinahe schon von selbst eine Reihenfolge, in der du die Schritte angehen musst, ergeben.
Zu guter Letzt gehst du in die Umsetzung. Schritt für Schritt arbeitest du nun deine Liste ab. Bitte bedenke dabei aber, dass es legitim ist, auf dem Weg Änderungen vorzunehmen. Die Ziele müssen nicht als absolut statisch angesehen werden. Denn vielleicht stellst du fest, dass sich auf deinem Weg einfach Erkenntnisse, Anforderungen, Ziele und / oder Vorraussetzungen ändern. Letztlich entspricht das Ergebnis, was du dir als Ausgangsbasis erarbeitet hast, dem Konzept des „Auslagerns aus deinem Kopf„: Erkenntnisse gewinnen, einen (groben) Fahrplan entwickeln. Auf der Reise kann aber immer einiges Geschehen, was Änderungen notwendig macht.

Analyse
- Ist-Zustand erfassen
- Probleme identifizieren

Vision
- Vision der Unternehmensentwicklung kreiieren
- Strukturen, Rollen, Arbeitsstellen, Prozesse und Abläufe entwickeln

Fahrplan
- Abgleich von Ist-Zustand mit der Vision: Was muss sich konkret ändern, damit die Vision erreicht werden kann?
- Marker und Meilensteine entwickeln

Umsetzung
- Schritt für Schritt vom Ist zur Vision
- Beachte, dass unterwegs Änderungen notwendig werden können
Es liegt in der Natur der Sache, dass es hier kleinere und größere Schritte geben wird. Es gibt mit Sicherheit einiges, was du dir zutraust, was du anstoßen und verändern kannst. Mit großer Wahrscheinlichkeit wirst du dich aber auch notwendigen Veränderungen gegenüber sehen, bei denen du feststellst, dass du keine Ahnung hast, wie du das umsetzen kannst – entweder, weil dir das Wissen, die Zeit, das Geld (oder eine beliebige Kombination dieser Gründe) dafür fehlt.
Stellst du z.B. fest, dass das Etablieren eines unternehmensweiten Projektmanagements sinnvoll sein kann, dann ist das für dich alleine vermutlich zu groß. Hier solltest du dir auf jeden Fall Mitglieder deines Teams ins Boot holen, so dass ihr gemeinsam Schulungen besuchen oder Online-Kurse belegen könnt, um es dann ins Unternehmen zu integrieren. Natürlich kann hier auch (zusätzlich) die Hilfe eines externen Trainers hilfreich sein o.ä.
Oder du stellst fest, dass der Aufbau eines strukturierten B2B-Vertriebs sinnvoll wäre. Also nicht jemanden, der irgendwie ans Telefon geht und Bestandskunde sowie Neuanfragen betreut, die reinkommen, sondern jemanden, der aktiv nach außen telefoniert. Der andere, passende Unternehmen anruft, Produkt/Dienstleistung vorstellt und dann Termine für Verkaufsgespräche generiert. Der systematisch mit Hilfe eines CRM und einer guten Telefonie arbeitet und eine hohe Schlagzahl an Anrufen schafft.
Oder du stellst fest, dass du bestimmte Stellen nicht gut besetzten kannst, weil du nicht richtig weißt, wie denn die Anforderungen an diese Personen eigentlich aussehen sollen. Was macht denn z.B. einen guten Vertriebler aus?
In allen diesen (und weiteren) Fällen kannst du natürlich auch mittels „Versuch-und-Irrtum“ zu Ergebnissen kommen. Doch in der Regel kostet das Zeit, Geld und Nerven – und erhöht höchstwahrscheinlich deinen ohnehin schon vorhandenen Frust. Alternativ ist es keine Schande, sich nach Hilfe umzusehen. Es gibt Menschen wie mich, die diesen Weg schon vor dir gegangen sind und dir daher helfen können. Schau dich dann gründlich um, und überprüfe, wer zu dir passen könnte. Überprüfe auch die Leistung, die dir angeboten wird. Ist es ein Trainer, ein Berater, ein Coach, der dir da gegenübersteht? Passt das, was angeboten wird, zu dem, was du willst? Die Begriffe sollten nämlich nicht synonym verwendet werden, denn es gibt gravierende Unterschiede in Arbeits- und Vorgehensweisen. Leider ist das nicht immer allen Beteiligten bewusst.
Vielleicht stellst du bei einigen Aspekten auch fest, dass es zwar sinnvoll ist, so etwas zu etablieren, dass du aber überhaupt nicht die Ressourcen hast, dich damit zu beschäftigen. Bei meinen Klienten ist das z.B. häufig die vollständige Einrichtung und Automatisierung eines CRM-Systems. Die Notwendigkeit und die Vorteile sind schnell erkannt, der Respekt, eine solch komplexe Software mehr oder weniger im Alleingang zu etablieren, ist dann in der Regel aber sehr hoch. Zu recht, wie man sagen muss, denn schnell verschlingt so etwas 40, 50, 60 und mehr Arbeitsstunden – zumindest, wenn man es zu einem gut funktionierenden, möglichst zeitsparenden und effizienten System entwickeln will. Aus diesem Grund biete ich meinen Kunden nicht nur Beratung dazu an, sondern mein Team kann auch viele (bis alle) Schritte der Einrichtung und Etablierung – bishin zum Recruiting und der Einarbeitung, der Menschen, die damit arbeiten sollen – übernehmen.

„Innere“ Gründe
Während die „äußeren“ Gründe – wie bereits dargestellt – eher als strukturelle und organisatorische Probleme verstanden werden können, ist es mit den „inneren Gründen“ bedeutend komplexer. Bei diesen hilft es nicht, „einfach nur“ umzustrukturieren oder neue Mitarbeitende einzustellen, die bestimmte Themen und Aufgaben übernehmen, sondern die inneren Gründe erfordern die Arbeit an dem eigenen Selbst, an dem eigenen Denken (und Handeln). Hinzu kommt, dass die inneren Gründen viel schwerer nach außen zu kommunizieren sind – das merke ich immer wieder in den Gesprächen mit betroffenen Klienten. Das Umfeld sieht immer nur ein gut funktionierendes Unternehmen und so fällt es den Betroffenen viel schwerer, verständlich zu machen, warum (aktuell) die Motivation oder die Lust auf den eigenen Betrieb nicht vorhanden sind. Häufig fehlen hier zusätzlich Gesprächspartner auf Augenhöhe.
Natürlich gibt es auch hier eine Reihe an möglichen Ursachen, ein paar davon schauen wir uns nun näher an.
Energie-Kater
Energie bei uns Menschen ist ein Thema, mit dem sich noch relativ wenige beschäftigen. Wir haben Energie, das steht vollkommen außer Frage. Und es gibt Tage oder Momente, da bist du in einer höheren Energie (alles läuft super) und Tage oder Momente, da bist du in einer niedrigen Energie (nichts will so richtig laufen).
Wenn du lange in Phasen hoher Energie gewesen bist, kann es sein, dass du – getriggered durch ein Event oder eine Pause – aus dieser hohen Energie „rausfällst“: Lange Wochenenden, Feiertage, Urlaube, Erreichen von Meilensteinen, die besonders kräftezehrend erreicht wurden etc. All das sind typische Auslöser, bei denen meine Klienten aus ihrer Energie fallen. Schnell ist der Gedanke da „Na, wenn ich jetzt nach einer Pause keinen Bock mehr drauf haben, vielleicht mache ich dann doch das Falsche?! Vielleicht ist die Aufgabe, die ich mir hier ausgesucht habe, doch nicht das Richtige für mich?!“.
Doch dieser Rückschluss ist gnadenlos falsch. Denn er kommt von deinem Rüdiger, deinem inneren Bedenkenträger. Der versucht dir jetzt einzutrichtern, dass du dir etwas zu Große ausgesucht hast – im Grunde versucht er also DICH KLEIN zu machen. Du bist aber nicht klein. Du bist groß. Das, was du hast, ist ein Kater. Ein Energie-Kater.
Um das besser zu verstehen müssen wir uns anschauen, was eigentlich passiert, wenn du in einem guten Zustand, also in hoher Energie bist: Stellen wir es uns einfach wie Schwingungen vor. Es gibt im Grunde die richtige Schwingung für dich. Deine Gedanken, dein Körper, dein Handeln, deine Träume, deine Vision: alles pulsiert und fokussiert sich in die gleiche Richtung. Als ob alle Parabolspiegel so eingestellt sind, dass sie die ankommende Sonne nicht zerstreuen, sondern auf einen Punkt richten. Du bist im ultimativen Flow. Alles fliegt dir zu. Du bist die pure Energie. Manchmal denkst du selbst, dass das nicht wahr sein kann. Und dann kommen – meist durch einen Auslöser wie eine Pause oder ein Ereignis bedingt – Angst und Zweifel: Kannst du das dauerhaft aufrechterhalten? Was ist, wenn du die Energie so nicht halten kannst, ist die Aufgabe dann zu groß für dich? Bist du genug? Kannst du das langfristig leisten?
Du siehst also, es geht hier nicht darum, ob die Aufgabe zu groß für dich ist. Sondern deine Angst ist, dass du zu klein für die Aufgabe bist. Doch das bist du nicht. Du bist größer als die Aufgabe. Dein Geist muss nur noch mehr trainiert werden, Vertrauen zu habe und in Leichtigkeit zu sein. Denn diese große Energie hat ganz viel mit Leichtigkeit zu tun.
Doch jetzt ist das passiert, wovor du Angst hattest: Du bist aus der Energie gefallen und es ist genau der Moment eingetreten, über den du immer wieder nachgedacht hast. Alles ist schwer und du findest nicht zurück in die Energie.
Was tun bei Energie-Kater?
Von allen „inneren“ Gründen ist der Energie-Kater derjenige, gegen den du am einfachsten vorgehen kannst. Ich habe sieben konkrete Sofortmaßnahmen für dich, die du direkt in einer solchen Situation anwenden kannst. Ggf. musst du ein bisschen probieren, welche Maßnahme dich weiterbringt und welche eher nicht.
1. Vergib dir: Im Grunde bist du gerade dabei, dich selbst zu verurteilen. Du ärgerst dich über dich selbst. Doch davon wird es nicht besser. Du nimmst dir die Leichtigkeit und sorgst dafür, dass du dich immer schlechter fühlst. Verzeih dir. Vergib dir. Und mach das aktiv. Sprich es laut aus: „Klaus, ist es ok, dass du aus der hohen Energie gefallen bist. Es ist ok, dass es dir bis eben noch schwergefallen ist. Ab jetzt wird es leichter. Weil ich dich/mich liebe. Ich bin genug.“
2. Projiziere dich in die Zukunft: Es gibt immer ein Später. Es gibt immer ein Danach. Vor allem gibt es dein zukünftiges Ich. Und an dieser Stelle kann ich dir nur empfehlen, die Augen zu schließen und in dein zukünftiges ICH zu gehen. Vielleicht sitzt du in einem großen Büro an einem riesigen Schreibtisch. Und du lächelst über dich selbst, wie schwer es dir damals gefallen ist, wieder in die hohe Energie zu kommen. Doch als dein zukünftiges Ich weißt du, dass du es immer wieder schaffst, in die hohe Energie zurück zu kommen. Und diese Sicherheit wird den Krampf lösen und dich zurück in die Leichtigkeit führen.
3. Atmung und Affirmation: Es kann sein, dass du immer wieder ein bisschen aufkommende Panik spürst. Das ist ok und auch normal – auch, wenn du davon vielleicht stark irritiert bist. Nimm dir Zeit. Zieh dich an einen Ort zurück, an dem du alleine bist. Und sprich diesen oder einen ähnlichen Text: „Ich bin genug. Ich bin groß. Ich bin stark. Ich bin in hoher Energie. Ich spüre, wie die Energie durch meinen Körper fließt. In meinem Zentrum ist eine Sonne aus purer Energie. Sie breitet sich über meinen Körper aus. Ich spüre die Energie in meiner Brust. Ich spüre die Energie in meinen Armen. Ich spüre die Energie in meinen Beinen. Ich strahle vor Energie und sie bricht durch jede Pore aus mir heraus. Ich bin erholt. Ich bin stark. Ich bin gut drauf. Ich bin pure Energie“.
Es geht an dieser Stelle darum deinen Kopf auszutricksen. Du bist (immer noch) in dem Konzept gefangen, dass du zuerst den guten Zustand erreichst und dir dann dessen bewusst wirst. Nun ist es aber an der Zeit zu lernen, dass es genau anders herum funktioniert. Das Konzept dahinter nennt sich „Wort“ und stammt von Paul Selig1 : Du bist das, was du sprichst. Sprichst du schlecht von dir, geht es dir schlecht. Sprichst du gut von dir, dann geht es dir gut.
5. Power Poses und lautes Schreien: An dieser Stelle ist es wichtig, dass du lernst du verstehen, dass es nicht darum geht, wie dich andere sehen, und dass du drüber wegkommen musst, dass dir bestimmte Sachen peinlich sind. Das Beste ist jetzt, du stehst auf, streckst die Arme in den Himmel und schreist mit aller Kraft „Es geht mir gut! Ich bin super-stark! Ich bin Power! Ich bin Energie! Ich bin unbesiegbar!“. Wenn du so die Energie in dir aktivierst, kommt sie mit einer Geschwindigkeit zurück, die dich fast von den Beinen reißt. Leider trauen sich die wenigsten in so einer dunklen Down-Phase genau das zu machen. Doch das ist es, was du brauchst. Nimm eine Siegerpose ein und schrei so laut, dass dein ganzer Körper und Geist nicht anders kann als zu begreifen, dass es dir gut geht und du Energie bist.
Das Konzept dahinter sind die Power Poses von Amy Cudy (Harvard Business School)2. Hierzu gibt es auch einen sehr guten Ted Talk, den du dir anschauen kannst.
6. Gedankendisziplin: Das ist etwas, was ich sehr hart lernen durfte und immer wieder auch für mich selber üben muss. Dein Kopf denkt. Dauerhaft. Und er denkt vor allem ganz gerne darüber nach, wie schlecht du bist und was du alles nicht schaffen wird. Doch die Meisterschaft ist es, genau jetzt diese Gedanken auszuschalten. Gedankendisziplin zu üben. Und immer, wenn ein schlechter Gedanke aufkommt, sagst du einmal laut „Ich bin genug. Ich bin gut. Ich bin Energie. Ich schaffe das.“
Es geht darum, dass du jegliche Art von Gedankenkarussel sofort unterbrichst und dich mit deiner Gedankendisziplin auf dein Kraft und Energie fokussierst.
7. Musik und Lachen: Du hast einen Song, den du magst und der dir so richtig Power gibt? Schalte ihn an und dann sing laut mit. Oder schrei die Sachen aus Tipp Nummer 5 laut raus. Oder – und das ist gar nicht so einfach: lache. Nimm dir fünf Minuten Zeit und lache einfach lautstark. Das kann echt schwer sein, das zu erzwingen. Aber wenn es dir gelingt, wird dein Körper mit guten Hormonen nur so überschüttet. Und das ist genau die Dusche, die du jetzt gerade brauchst.
Darüber hinaus habe ich noch zwei langfristige Maßnahmen für dich, die du unbedingt berücksichtigen solltest:
1. Selfcare: Wenn du aus den Momenten hoher Energie immer wieder rausfällst, dann nutzt du die Energie wahrscheinlich nur dazu, um durchzupowern. Du stellst dich selbst zurück und versucht einfach nur, dein Business zu rocken. Doch das ist zu kurz gedacht. Willst du den Energie-Kater langfristig nicht mehr haben, musst du dich damit auseinandersetzten, was du im Alltag (am besten jeden Tag) für dich tun kannst. Und dazu gehört, systematisch die Dinge zu identifizieren, die dir Energie schenken (um sie zu verstärken, häufiger zu machen, zu intensivieren, …) und die Dinge zu finden, die dir Energie ziehen, um sie zu eliminieren. Lässt du diesen Punkt langfristig außen vor, wirst du immer wieder in einen Energie-Kater geraten.
2. Gedankenkonzept ändern: Du bist, wie ich auch oben beschrieben habe, nach wie vor im Gedankenkonzept, dass du erst etwas bist und dann so denkst, wie du bist. Es geht dir gut und dann beginnst du darüber nachzudenken, dass es dir gut geht. Doch willst du konstant in einer hohen Energie sein, muss dein Gedankenkonzept umgekehrt sein: „Ich denke, dass es mir gut geht, also geht es mir gut.“ Und nein, das ist kein Selbstbetrug. Das ist die höchste Form der Fokussierung. Deinen Geist so steuern zu können, dass du selber bestimmen kannst, in was für einem Zustand du bist. Das ist absolute geistige Disziplin.
Sinnkrise: Macheten und Generäle
Ich arbeite viel mit High-Performern. Geschäftsführer/-innen, die ihr Unternehmen von Grund auf aufgebaut haben, zum Teil mit Millionenumsätzen heute. Menschen, die mit ihrer puren Willenskraft Unternehmen aus dem Boden stampfen können. Menschen denen, wenn sie in der richtigen Energie sind, alles gelingt.
Trotz des (zum Teil) offensichtlichen Erfolgs kommen viele dieser Menschen irgendwann an den Punkt, in dem sie hinterfragen, was sie tun. Sie suchen den Sinn in ihren Tätigkeiten und stellen fest, dass der irgendwie im Laufe der Zeit verloren gegangen ist. Sie zweifeln nicht an dem Sinn ihres Produkts oder ihrer Dienstleistung, aber an ihrer Rolle in dem Ganzen.
Grund für diese Sinnkrise ist häufig, dass die meisten Selfmade-Erfolgsunternehmer vor allem den Schmutz lieben. Die Phase, in der etwas aus dem Nichts gestampft wird. Aber je länger ein Unternehmen am Markt ist, desto „sauberer“ wird es. Und dann ist es nicht mehr das Initiieren neuer Projekte, sondern das systematische Fortführen dessen, was ist. Und diese Art von Arbeit ist grundlegend anders zu der früheren, erschaffenden Version. Ich vergleiche dieses auch oft mit dem Bildnes des Straßenbaus in einem Dschungel: Zuerst gibt es jemanden, der mit einer Machete bewaffnet ist, der sich den Weg durch den Dschungel bahnt. Er schlägt mal hier hin, mal dahin, sucht dabei nach dem besten Weg und sorgt so für einen schmalen, ab er gut erkennbaren Pfad im Dickicht. Im nächsten Schritt kommen dann die Generäle. Das sind Menschen, die den nun folgenden Straßenausbau leiten und überwachen. Der Weg, der ist ja schon da und liegt klar vor ihnen. Nun muss dieser Weg verbreitert und gefestigt werden. Das erfordert, dass bestimmte Tätigkeiten immer und immer wieder ausgeführt werden müssen und andere Personen zusätzlich angeleitet und in ihrer Arbeit überwacht werden müssen.
Menschen, die gründen, sind in der Regel die Macheten: Sie finden den Weg und gehen voran. Ist der Weg gefunden und geht es dann in den Ausbau über, versuchen viele von Ihne, zu Generälen zu werden. Manchen von ihnen gelingt das gut, vielen jedoch eher weniger gut. Und genau diesen Menschen geht dann häufig in diesen Phasen die Motivation verloren. Und hier heißt es, dir selbst die Frage zu stellen: Ist das wirklich das, was ich machen möchte?
Du bist die Person im Unternehmen, die am meisten verändern kann. Vor allem kannst du dein eigenes Arbeitsfeld verändern. Oft fehlt meinen Klienten der Mut dazu, die Idee, wie es gehen kann oder der richtige Impuls. Aber immer war die Veränderung aus einer aktiven Entscheidung „Was möchte ich zukünftig tun?“ genau die richtige und vor allem die, die schon seit langem ausstand.
Was tun bei einer Sinnkrise?
Der erste Aspekt, den ich dir hier mit auf den Weg geben will, wird dir bekannt vorkommen – zumindest, wenn du die Maßnahmen gegen einen Energie-Kater gelesen hast:
1. Vergib dir: Im Grunde bist du gerade dabei, dich selbst zu verurteilen. Du ärgerst dich über dich selbst. Doch davon wird es nicht besser. Du nimmst dir die Leichtigkeit und sorgst dafür, dass du dich immer schlechter fühlst. Verzeih dir. Vergib dir. Und mach das aktiv. Sprich es laut aus: „Anna, ist es ok, dass du bist, wie du bist. Es ist ok, dass du eine Machete bist. Es ist ok, dass dir dein Tagwerk, so wie es gerade ist, schwerfällt. Ab jetzt wird es leichter. Weil ich verstanden haben, wer du/ich bin. Ich bin gut in dem, was ich mache.“
2. Inne halten und und an den Anfang zurückgehen: Wenn du den Sinn aktuell nicht finden kannst, ist es klug, einmal zurückzublicken:
- Was war der Grund, aus dem ich ein Unternehmen gegründet habe?
- Was wollte ich bewegen oder erreichen?
- Wo wollte ich hin? Was war mein Ziel?
- Was wollte ich ggf. verhindern / vermeiden?
- Was hat sich evtl. verändert? Kann ich den einstigen Gedanken noch zustimmen? Ist ein neuer Sinn hinzugekommen?
Sich den Sinn hinter der eigenen Entscheidung für die Selbstständigkeit ins Gedächtnis rufen, ist von zentraler Bedeutung. Schreibe ihn dir auf und hänge ihn so hin, dass du ihn regelmäßig sehen kannst. Überarbeite oder ergänze deinen Standpunkt um das Heute: Warum ist es immer noch sinnvoll das Unternehmen zu behalten / weiterhin zu leiten? Im Alltagsgeschäft kann es nur zu leicht passieren, dass dieser übergeordnete Sinn aus den Augen verloren wird und der Fokus auf den ätzenden Aspekten kleben bleibt. Das frisst natürlich Motivation. Mit dem Bewusstmachen, welche Vorteile und welcher Sinn damit einhergeht, kann das genau die Kraftquelle sein, die du nun brauchst, um die Folgeschritte anzustoßen. Denn eines muss klar sein: So weiter machen wie bisher, kannst du nicht.
3. Sorge dafür, dass du selbst gute Arbeitsbedingungen hast. Häufig führt die Dauerbeanspruchung, die die Mitarbeitenden an dich adressieren, zu einer massiven Überlastung. Du hast das Gefühl, dass du auf der Arbeit nicht mehr zum Arbeiten kommst, weil ständig jemand was von dir will. Hier können verschiedene Methoden, die ich dir z.B. in meinem Kurs „Perfomance Extrem“ näher erkläre, sinnvoll sein. Vor allem musst du aber lernen, diese Methoden, die du etablierst, bei dir selbst dauerhaft umzusetzen und sie vor allem gegen deine Mitarbeitenden zu verteidigen: Wenn eine geschlossene Bürotür bei dir beudetet, dass du in einer Konzentrationsphase arbeiten willst, dann hat dich niemand zu stören. Hier musst du lernen, freundlich aber konsequent, Grenzen aufzuzeigen und deine Mitarbeitenden dahin zu „erziehen“, dass sie diese Grenze erkennen und einhalten.
4. Das Arbeitsumfeld dem eigenen Ich besser anpassen: Du bist eine Machete? Wunderbar! Dann werde dir deiner Stärken bewusst und versuche, diese viel mehr in deinen Arbeitsalltag zu integieren. Denn wer, denn nicht du selbst, kann dein Arbeitsumfeld an deine Bedürfnisse anpassen? Versuche, im ersten Schritt die Aufgaben zu identifizieren, die dich am stärksten demotivieren. Vermutlich werden das auch die sein, die am ehesten einen General zur Ausführung benötigen – aber das nur am Rande. Versuche außerdem herauszufinden, was dir leicht fällt und Freude macht. Was fühlt sich nicht nach Arbeit an? Was gibt dir Kraft und Energie? Die Aufgaben, die dich am stärksten demotivieren, solltest du sinnvoll delegieren und die, die dir Kraft und Freunde bereiten, stärker in den Fokus rücken. Danach schaust du dir noch mal alles an, was in diesem Artikel zum Thema „Äußere Gründe“ geschrieben steht. Werde wieder zum Visionär deines Unternehmens, zur Machete, der Neuerungen entdeckt und etabliert, aber – und das ist ganz wichtig: der die Dinge rechtzeitig in andere Hände gibt, damit nicht wieder eine Dauer-Verantwortung eines Generals daraus erwächst.
Burndown
Auf den ersten Blick dem Energie-Kater ähnlich, aber doch mit einer anderen Ursache versehen, möchte ich noch den „Burndown“ nennen. Die meisten meiner Klienten sind High-Performer. Also Menschen, die schaffen und schaffen und schaffen … Im Grunde gibt es kein Limit für sie. Sie empfinden das eigene Leben auch selbst als gar nicht so anstrengend. Andere halten ihnen zwar oft den Spiegel vor und fragen, wie diese Menschen so viel auf einmal schaffen und wie sie mit diesem Druck umgehen können, doch diese Personen empfinden diesen Druck gar nicht. Gibt man ihnen den Tipp, mal etwas kürzer zu treten oder es ruhiger angehen zu lassen, kommt im Grunde nur ein genervtes „Ja, ja, ich pass auf mich auf!“ heraus.
Es fühlt sich für diese Unternehmer/-innen auch so an, als ob sie alles im Griff hätten. Doch dann verändert sich ganz schleichend etwas … Zuerst ist es weniger Bock auf bestimmte Aufgaben. Dann haben sie weniger Bock, morgens aufzustehen. Keinen Bock mehr, abends schlafen zu gehen …
Zack! Keinen Bock mehr auf die gesamte Arbeit … Und plötzlich ist er da. Der Burndown. (Richtig! Burndown, nicht Burnout.)
Während der bereits genannte Energie-Kater eher mit einem Drogenentzug zu vergleichen ist, ist der Burndown von den Auswirkungen her gleich, doch von der Ursache her ein bisschen anders: Beim Energie-Kater fliegst du aus deiner Energie raus. Du kommst aus dem Drive und weil der Nicht-Energie-Zustand nicht einmal annähernd so viele Glückshormone ausschüttet, hast du in dieser kurzen Entzugsphase hart zu kämpfen. Der Burndown ist etwas ganz anderes und ich nenne ihn so, weil er die Vorstufe zum Burnout ist.
Wenn du ein bestimmtes Level erreicht hast, arbeitest du nicht mehr an deinem Business. Klar, du arbeitest schon jeden Tag in, an und rund um dein Business. Aber das ist nicht mehr die eigentliche Arbeit. Das ist der Flow, der einfach so passiert. Du kreierst jeden Tag. Du designest dein Business und entwickelst es jeden Tag weiter.
Die eigentliche Arbeit findet an dir selbst statt. Du bist ein Leistungssportler. Oder viel eher ein Leistungsunternehmer (m/w/d). Ein High-Performer im Unternehmertum. Aber jetzt mal ehrlich: Wie sehr gibst du auf dich selbst acht? Und jetzt erzähl mir nicht, dass du ja regelmäßig Pausen und Auszeiten machst. Du arbeitest immer. Dein Kopf ist ständig am Rotieren. Und in den Pausen, in denen du nicht über dein Business nachdenkst, tüftelst du an neuen Ideen.
Wie gut bist du darin trainiert, dich zu erholen? Dich auf Null zurückzusetzen und die Akkus wieder voll aufzuladen? Der Burndown ist ein Mechanismus, den sich dein Körper & Geist ausgedacht haben. Ein kleiner Schuss vor den Bug. Er ist nicht so dauerhaft und heftig wie ein Burnout. Aber er zeigt dir, was dich erwartet, wenn du so weitermachst, wie bisher.
Was vielen Geschäftsführer/-innen häufig nicht klar ist, dass sie selbst der größte Invest in ihren Erfolg sind, den sie machen können: Du bist die goldene Pflanze im Garten des Wachstums. Wie sehr pflegst du dich? Wie sehr gibst du auf dich acht? Und wie ist das, wenn der Burndown kommt? Wie ist das, wenn diese Null-Bock-Phase kommt? Gönnst du dir dann Ruhe und eine Pause? Oder zwingst du dich auch dann noch, weiterzumachen?
Neben dieser dauerhaften köprerlichen wie psychsichen Überlastung kommen häufig noch andere psychische Faktoren hinzu, die die Enstehung eines Burndowns, bzw. eines Burnouts begünstigen können: Das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit. Hier gibt es eine Reihe von Gründen, die zur Bildung dieses Gefühls beitragen können. Mit diesen habe ich mich bereits in einem eigenständigen Artikel befasst, den du hier finden kannst.
Was tun bei einem Burndown?
Wichtig ist zunächst, zu erkennen, ob es sich der aktuelle Zustand auf einen Burndown oder doch „nur“ einen Ernegie-Kater zurückführen lässt. Ist es ein Burndown, dann solltest du ihn als wirklich ernsten Warnschuss vor den Bug betrachten. Alles, was danach kommt, wird nur schlimmer – glaube mir das gerne, denn ich habe das schon durch.
Ein Burndown (und erst recht ein Burnout) wird in erster Linie durch eine zu hohe Stressbelastung über einen zu langen Zeitraum ausgeslöst. Daher muss bei den nun folgenden Handlungsmaßnahmen die Stresssenkung massiv im Vordergrund stehen. Wichtig zu wissen: Eine massive Stressüberbelastung führt nicht nur zu Auswirkungen in der Psyche, sondern es lassen sich auch physische Veränderungen feststellen (wie z.B., dass die – eigentlich rhythmische – Ausschüttung von Hormonen messbar(!) durcheinander gebracht werden kann). Schlafstörungen können daher z.B. darauf beruhen, dass der psychische Stress so groß ist, dass das Gedankenkarussell einen nicht zur Ruhe kommen lässt. Möglich ist aber auch, dass zu den falschen Zeitpunkten zu viel Cortisol ausgeschüttet bzw. Cortisol generell nicht adäquat abgebaut wird und Melatonin (das klassische Schlafhormon) nicht richtig in die Wirkung kommen kann. Solltest du trotz stresssenkender Maßnahmen keine Verbesserung deiner Symptome erwirken, kann daher die zusätzliche Behandlung durch einen Arzt sinnvoll sein.
Tipp am Rande: Da sich viele von ihrem Hausarzt in solchen Fällen nicht gut beraten fühlen, empfehlen wir die Suche nach einem „funktionellen Mediziner“ aufzunehmen. Dieser nimmt sich in der Regel mehr Zeit und teilt den Körper nicht in einzelne Fachbaustellen auf, so dass eine ganzheitlichere Betrachtung und vor allem Behandlung die Folge ist. Stressreduktion ist meist ein großer Baustein, da viele Erkrankungen unserer Zeit (z.B. auch das Ausbrechen von Autoimmunerkrankungen) sehr häufig auf eine massive Stressüberbelastung zurückführbar ist.
Wie bereits angemerkt, sollte der Fokus nun auf Stressreduzierung und die Erhöhung regenerativer Anteile gelegt werden. Stress sollte dabei auf physischer sowie auf psychischer Ebene reduziert werden. Folgende Aspekte bieten sich an:
1. Für Ausgleich sorgen: Mache regelmäßig etwas, das dir Kraft und bestenfalls Ruhe gibt. Dies kann individuell ganz unterschiedlich sein. Häufig hat es was mit Bewegung, Sport, Natur, Wellness, Kunst oder Motoren zu tun. Es ist gar nicht unbedingt notwendig, dass diese Erholungsphasen übermäßig lang ausfallen, hier geht es viel mehr um die Regelmäßigkeit, die den Erfolg bringen wird. Moderate, sportliche Bewegung sorgt außerdem dafür, dass bestimmte Stresshormone schneller und besser abgebaut werden können. Daher kann auch eine Runde im Fitnessstudio, Fahrradfahren oder Laufen sehr effektiv sein. Wichtig ist aber, dass du hier ein moderates Maß findest. Eine körperliche Überbelastung schlägt nämlich in das Gegenteil um und kann einen starken Stressoren darstellen. Auch das regelmäßige und bewusste Durchführen von Pausen sorgt für Ausgleich und Erholung.
2. Richte dir ein System ein, dass dich entlastet. Hier können natürlich die unterschiedlichsten Aspekte aus „Äußere Gründe“ eine Relevanz haben, wie z.B. das richtige Delegieren von Aufgaben. Du solltest aber auch schauen, dass du einen guten Überblick über Termine und Aufgaben hast, damit du das gute Gefühl erlangst, dass nichts „hinten runter“ fallen kann. Hier kann das akkurate Führen eines Kalenders sinnvoll sein: Plane mit dem Kalender nicht nur die Termine, sondern nutze ihn auch für das Erfassen deiner Aufgaben. Sammle alles, was anliegt, was zu tun ist und an was du denken müssen – das spart das zusätzliche Führen einer To-do-Liste. Noch ein Vorteil: Du verbindest die Aufgaben direkt mit einer Zeitplanung. So merkst du viel schneller, ab wann du dich überplanst.
3. Komm in Kontakt, suche dir Gesprächspartner auf Augenhöhe. Generell kann man sagen, dass der Kontakt zu anderen Menschen ein wunderbares Mittel ist, um Stress abzubauen. Zudem bauen wir damit einen Puffer gegen Stress auf. Das, was hier aber so einfach klingt, ist es oftmals in der Realität dann doch nicht. Viele meiner Klienten berichten mir, dass sie zwar über eine Vielzahl an Kontakten verfügen, sie von ihrem Gegenüber aber oftmals nicht verstanden werden, da diese die Belastungen und Probleme, die die Selbstständigkeit mit sich bringen, nicht verstehen können. Damit fühlen sich meine Klienten oft schnell einsam und allein. Ich kann daher nur raten, aktiv nach anderen Unternehmer/-innen zu suchen. Je nach Region gibt es z.T. Stammtische, über die sich Kontakte knüpfen lassen o.ä.
4. Sehr wichtig ist auch, dass du Strategien entwickelst, um dich mental zu entlasten. Zum einen auf die eher langfristige Sicht, z.B. durch Gespräche mit anderen Unternehmer/-innen, das Führen eines Dankbarkeitstagebuchs, gezielten Entspannungs- und Meditationsübungen (das Liegen auf einer „Nagelmatte“ ist z.B. wenig esotherisch, hat aber einen nachweislich entspannenden Effekt, auch auf die mentale Ebene). Es gibt aber auch mentale Strategien, die als Sofortmaßnahme eingesetzt werden können. Eine Basis-Strategie nennt sich „Labeling”. Es geht darum, das unangenehme Gefühl konkret zu benennen, welches dich in einer Situationen, in der du in Druck oder Stress gerätst, überkommst. Dies mag sich jetzt möglicherweise zu banal anhören. Es ist jedoch eine höchst wirksame Technik, denn sobald du anfängst, nachzudenken, wie das Gefühl heißt, das du gerade verspürst, führt das zur Aktivierung einer anderen Gehirnregion. Da nicht diese beiden Gehirnregionen gleichzeitig aktiv sein können, entziehst du der Region, in der Stress und Druck entstehen, quasi die Grundlage. Du kannst diesen Effekt noch verstärken, in dem du dich zusätzlich fragst, wie stark das Gefühl auf einer Skala von 1 bis 10 ausgeprägt ist.

Fazit: Down-Phase unbedingt meiden?
In den beiden vorhergehenden Abschnitten habe ich sehr umfangreich dargelegt, was mögliche Gründe sein können, warum sich bei dir ein „Null-Bock-auf-das-eigene-Unternehmen“ eingestellt haben kann. Und dazu gebe ich dir eine Reihe an Lösungsmöglichkeiten an die Hand.
Nun könnte man meinen, dass ich solche Downs auf jeden Fall immer vermeide (was natürlich nicht geht, das wäre ja auch zu einfach) und auch meinen Klienten rate, alles dafür zu tun, nicht in ein solches Down zu geraten (was natürlich ebenfalls nicht möglich ist).
Solche Phasen sind niemals „schön“. Und wenn diese zu häufig auftreten, sind sie absolut ungesund – keine Frage. Aber, und das ist nun wirklich wichtig: Habe auch keine Angst davor. Irgendwann wird auch dich (wieder) eine Down-Phase treffen – aus welchem der vielen möglichen Gründe auch immer. Die wichtige Frage ist nur: Was machst du daraus? Was wäre, wenn die Down-Phasen genau das sind, was dich im Leben am meisten weiterbringt?
Wie du bereits bei den „äußeren Gründen“ gesehen hast, kann ein Down, welches durch einen oder mehrere Faktoren aus diesem Bereich verursacht wird, dazu führen, dass du dein Unternehmen strukturell, organisatorisch und evtl. auch personell schnell und stark weiterentwickelst. Du führst vielleicht ein unternehmensweites Projektmanagement ein. Oder du baust einen Vertrieb auf, damit du nicht mehr ständig Sorgen haben musst, wo deine nächsten Kunden herkommen sollen. Egal, was du in deinem Untenehmen nun anpackst und veränderst oder optimierst, es wäre niemals so schnell passiert, wenn nicht ein gewisser Leidensdruck dahinter gestanden hätte. Vermutlich wäre dir auch so manche Idee zur Veränderung nicht gekommen, wenn nicht ein Problem oder ähnliches vorgelegen hätte.
Aber auch für eine Reihe an „inneren Gründen“ kann oftmals ein Blick auf die Meta-Ebene eine ganz neue Gedankenwelt aufmachen: Was wäre, wenn die Down-Phasen auch hier genau das sind, was dich im Leben am meisten weiterbringt?
Du bist mehr als deine bewussten Gedanken. Du bist ein komplexer Organismus, ein autark funktionierendes System, das die ganze Zeit Informationen aufnimmt und verarbeitet. Das heißt, dein System (Körper, Geist und Seele) wissen zusammen mehr, als du in deinen aktiven Gedanken nutzt. Doch aktuell scheint dir noch der Weg verschlossen zu sein, auf diesen enormen Schatz zurückzugreifen.
Du bist gut. Du generierst Erfolge. Und trotzdem merkst du, dass da noch mehr ist. Du willst dich weiterentwickeln und weiter entfalten. So lange alles „gut“ ist, wird diese Entwicklung aber nicht oder nur sehr langsam stattfinden. Du wirst einfach so weitermachen wir bisher und daher auch nur das Ergebnis bekommen, was du bisher bekommen hast. Das ist vielleicht ein gutes Ergebnis. Aber nicht das exponentiell bessere Ergebnis, von dem du weißt, dass es in dir steckt.
Bisher hast du diese Down-Phasen als etwas Schlechtes angesehen. Als einen gefährlichen und unangenehmen Angriff auf dich selbst. Als einen Schmerz, den du nicht aushalten kannst.
Doch ich mache jetzt mal den Raum für dich auf: Dein Organismus als komplexes Werkzeug ist in der Lage so viel mehr zu empfangen und zu verarbeiten, als du das bewusst kannst. Was wäre, wenn dein System diese Informationen nutzt, um dich – darauf basierend – zu „zwingen“, Entscheidungen zu treffen? Was wäre, wenn dein System drohende Überlastungen, drohende Zusammenbrüche, drohende Fehlentscheidungen sieht und einen Burndown einleitet, um dich zu schützen? Was wäre, wenn diese dunklen Phasen ein immer wiederkehrendes Zeichen für Dinge sind, die du ändern musst, um weiter wachsen zu können?
Was wäre, wenn die Downs dein Wachstumsmechanismus sind? Klar, kein besonders angenehmer. Bisher hast du dich wahrscheinlich vor allem gefragt, wie du möglich schnell aus dieser Phase rauskommen kannst und vielleicht noch, wie du zukünftige Phasen vermeiden kannst. Was du jedoch viel eher fragen solltest ist: Wovor will mich mein System schützen? Was will mein System, dass ich anders machen? Was kann ich daraus lernen?
Du hast mehr Ressourcen in dir, als dir bewusst ist. Du kannst auf mehr Informationen zurückgreifen, als du das bisher aktiv tust. Möchtest du etwas anders machen, dann lerne dich selbst besser kennen. Konfrontiere dich mit dem, was in deinem Inneren passiert.
Wie sieht es bei dir aus? Hast du noch Lust auf dein Unternehmen? Oder hast du dich evtl. an der einen oder anderen Stellen wiedererkannt? Dann ist es auf jeden Fall Zeit, etwas zu ändern.
Wenn du auf der Suche nach Input bist, wenn du wissen möchstest, was du verändern kannst (und vielleicht auch solltest), dann lade ich dich herzlich zu mir in ein Gespräch auf Augenhöhe ein. Wir suchen gemeinsam nach den Ursachen und schauen, welche Ansätze zur Lösung es gibt. Vielleicht können mein Team und ich dir ja auch darüber hinaus weiterhelfen?

Literatur- und Quellenangaben
- Selig, Paul: „I am the Word: A Guide to the Consciousness of Man’s Self in a Transitioning Time“, New York: Penguin, 2010.↑
- Cuddy, Amy: „Dein Körper spricht für dich: Von innen wirken, überzeugen, ausstrahlen“ M: Mosaik, 2016. und „Bringing Your Boldest Self to Your Biggest Challenges“. London: Hachette UK, 2015.↑