Folge 010 // Menstruation und Projektmanagement – Zwei Themen die nicht zusammenpassen?

von | Mai 30, 2018 | 0 Kommentare

In dieser Episode ist Erdem Turan mein Gast und wir sprechen über seine Menstruations-App „Veerle“. Kommt mit und hört, wie Erdem und sein Team sich organisieren und welche Tools sie für das Projektmanagement nutzen. Achtung Outtake! Am Ende dieser Episode findet ihr ein Outtake, welches nach der Aufzeichnung entstanden ist. Super spannendes Thema: warum man Räume fürs Chaos schaffen sollte und warum gerade die Organisationsprofis Probleme damit haben.

Hier findest du alle Episoden vom Podcast Projektmanagement leicht erklärt.

Shownotes

Veerle – die Menstruations-App – Schau dir die App und das Team auf Instagram an!

Trello – gut organisiert!
Dieses Projektmanagement-Tool gibt dir immer einen visuellen Projektüberblick. Man kann es auch als Online-Pinnwand bezeichnen und man kann es in der Basisversion kostenlos nutzen. Einen Trello-Account kannst du dir hier anlegen.*

Slack – einfach kommunizieren!
Dieses Tool dient zur Abstimmung und Organisation innerhalb des Teams und zu den einzelnen Projekten. Mehr zu Slack findest du auf der Webseite.

Business Modell Canvas:
Ein inspirierendes Handbuch für Visionäre, Spielveränderer und Herausforderer, die Geschäftsmodelle verbessern oder völlig neu gestalten wollen. Hier findest du das Buch auf Amazon.*

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Episode 010: Menstruation und Projektmanagement – Zwei Themen die nicht zusammenpassen?

Benjamin Michels:
Herzlich willkommen zur heutigen Podcast-Episode, in der ich Erdem Turan von der App Veerle interviewe. Es geht um ein Thema, über das man normalerweise nicht spricht: Menstruation. Die heutige Episode ist gleichzeitig auch ein Video. Das heißt, du hast die Möglichkeit, dir das Ganze entweder auf meiner Podcast-Episoden-Seite oder auf YouTube anzuschauen.

Die Menstruations-App

Benjamin Michels:
Herzlich willkommen, Erdem!

Erdem Turan:
Hi!

Benjamin Michels:
Freut mich, dass du dir Zeit genommen hast.
Was bietet ihr mit eurer App an? Ich war schon ein bisschen erstaunt – eine Menstruations-App. Was muss ich mir darunter vorstellen?

Erdem Turan:
Menstruation ist ein Thema, das halt extrem terrorisiert ist – in vielen verschiedenen Ländern auf unterschiedliche Art und Weise und auch in unterschiedlichen Stärken. Gerade reisende Frauen treffen bei ihren Reisen auf Probleme, die in verschiedenen Ländern und Kulturkreisen auftreten. Das kann zum Beispiel sein, dass es in bestimmten Ländern keine Tampons – keine OBs – verkauft werden. Oder in anderen ist es schwierig, die Pille zu bekommen, die man sonst nimmt oder generell überhaupt danach zu fragen. In wieder anderen Ländern ist es irgendwie schwierig, eine Frauenärztin zu finden. Und so sind wir darauf gekommen, dass wir im Grunde all diese Informationen, die länder- und kulturspezifisch sind, über die App bereitstellen wollen. Gerade reisende Frauen, die von hier losreisen, finden dann in verschiedenen Ländern Informationen darüber, wie es dort zugeht, wo man die verschiedenen Hygieneartikel bekommen kann, wo man Frauenärztinnen finden kann und welche Produkte dort verkauft werden und welche nicht. Da das Ganze inzwischen gewachsen ist, wollen wir nicht nur den Reisenden helfen, sondern eben auch Frauen, die vor Ort sind – aber auch Frauen, die hierher reisen müssen. Flüchtlinge zum Beispiel, die in dieses Land kommen und dann auch gucken können: „Welcher Frauenarzt spricht denn meine Sprache?“ Generell wollen wir dadurch auch das Thema Menstruation entterrorisieren und Aufklärung betreiben. Weil auch viele junge Frauen in verschiedenen Kulturkreisen keinen Zugang zu Informationen bekommen und auch keine Person haben, die ihnen hilft. In bestimmten Ländern – zum Beispiel in Indien – überspringt der Lehrer im Sexualkunde-Unterricht das Thema Menstruation, weil es so heikel ist. Und dann sind da diese jungen Frauen, die nicht wissen, was da passiert und können auch mit niemandem darüber reden. Das ist einfach extrem schwierig. Wir wollen diese ganzen Informationen zu diesem Thema kultur- und länderspezifisch bereitstellen und im Grunde eine Community anbieten, in der sich die Frauen untereinander austauschen können.

Benjamin Michels:
Das ist total spannend. Du hast schon Recht, Menstruation ist etwas, worüber wir eigentlich nicht reden. Also Frauen untereinander reden da – glaube ich – schon drüber. Aber gerade, wenn es dann um Mann und Öffentlichkeit geht, da hört es dann auf, darüber zu reden. Seit wann gibt es euch denn als App?

Erdem Turan:
Es hat damit angefangen, dass Hannah – meine Mitgründerin – ihre Masterarbeit über das Thema geschrieben hat. Sie hat sie letztes Jahr im Oktober angefangen und dieses Jahr im Februar abgegeben. Ich bin dann ungefähr im September dazu gestoßen, wo dann klar war, dass es eine App wird. Dann haben wir angefangen, daran zu arbeiten. Und im Laufe des Novembers haben wir entschieden, dass wir gründen wollen. Denn das Feedback, was wir bekommen, ist unglaublich gut. Und das machen wir. Das starten wir. Wir waren sehr gehypt und haben dann halt angefangen. Das war auch ein bisschen übereilig. Wir haben sofort die Gründung eingereicht und es war extrem cool. Es ging alles ganz schnell. Ich war dann auch auf Reisen und habe mit ganz vielen reisenden Frauen gesprochen und auch mit Frauen vor Ort, mit Ärzten aus unterschiedlichen Ländern. So hat das alles angefangen.

Benjamin Michels:
Okay, cool. Und wie kriege ich die App? Also gehe ich normal über den App Store oder muss ich über eure Seite gehen? Wie funktioniert das?

Erdem Turan:
Noch ist die App nicht available. Wir wollen die erste Version in circa drei Monaten in den App Store bringen. Das geht auch mit dem Zeitplan zusammen vom Social Impact Lab, in dem wir sind. Dafür haben wir nämlich ein Stipendium bekommen – das AndersGründer Programm. Eigentlich haben wir mehrere Pläne. Wir haben verschiedene Zielgruppen – fünf an der Zahl. Die erste ist eben diese klassische, die ich als Erstes erwähnt habe. Das sind die reisenden Frauen, die wir über Kanäle wie Social Media erreichen wollen. Da gibt es zum Beispiel Facebook-Gruppen über Alleinreisende Frauen, wo wir den Zugang herstellen und die App anpreisen wollen. Darüber soll die App an diese Zielgruppe weitergereicht werden. Und dann gibt es die Zielgruppe der Frauen, die in einer schwierigeren Situation leben. Da wollen wir in Kooperation mit Frauenrechtsorganisationen und Aufklärungskampagnen Hand in Hand gehen, dass wir sozusagen diese App anbieten und dass sie die an die Frauen verteilen können, weil die vor Ort sind. Das sind die zwei Wege, die wir nutzen wollen, um unsere Zielgruppen zu erreichen.

Benjamin Michels:
Ich bekomme immer eine kleine Übersicht vorbereitet, worum es im Interview geht – was das Thema ist – und war ein bisschen irritiert, dass ich das Interview über eine Menstruations-App mit einem Mann führe. Allein schon den Gedanken könnte man ja schon als sexistisch bezeichnen. Aber er ist trotzdem da. Das ist – glaube ich – auch schon gesellschaftlich geprägt. Ich vermute, der Großteil der Leute wäre erst einmal irritiert. Vielleicht magst du uns nochmal eins, zwei Sachen zu dir erzählen, wer du bist, was du bisher gemacht hast und warum dich das Thema beschäftigt?

Erdem Turan:
Ich habe Interaktionsdesign studiert im Bachelor und im Master Leadership in the Creative Industries. Das ist beides an der Hochschule Darmstadt. Ich bin persönlich ein passionierter UX-er und UX-Designer. Ich arbeite sehr gerne in dem Feld und arbeite aber auch gerne an sozialen Projekten. Das ist schon früher immer wieder klargeworden. Ich habe zum Beispiel gerne im Communication Camp mitgearbeitet und mitgeholfen oder für das Internationale Jugendzentrum gearbeitet. Mir war es persönlich immer wichtig, etwas zu tun, was nicht nur Geld als Gegenwert hat. Sondern auch etwas, was einfach unserer Gesellschaft dient. Das ist etwas, was für mich zumindest notwendig ist. Diese soziale Komponente in der Arbeit. Es ist dann auch sehr witzig bei den Pitches, dass ich zum Beispiel pitche. Ich habe auch den Pitch gemacht für das Social Impact Lab, um das Stipendium zu gewinnen. Da haben auch alle unglaublich positiv reagiert, dass ich das als Mann mache. Es ist sicher auch lustig, dass sich manche fragen: „Was macht dieser bärtige Mann da vorne, der da über Menstruation redet?“ Also es ist einfach unglaublich gut, dass das passiert. Noch eine witzige Anekdote: Wir hatten ein Semester zu Besuch. Vor denen hatten wir auch gepitcht im Lab. Und was tatsächlich passiert ist, dass sich fast nur Männer am Ende gemeldet und Fragen gestellt haben. Wenn eine Frau da gepitcht hätte, dann wären die Männer schon so: „Ja, ist mir egal. Okay. Ist nicht unser Thema.“ Aber als Mann hat man da nochmal eine andere Wirkung. Ich persönlich habe natürlich auch eine interessante Geschichte dazu aus dem Familienverhältnis, was mit meiner eigenen Mutter zu tun hat. Da habe ich auch eine Erfahrung gemacht, in der es einfach viel angenehmer gewesen wäre, wenn meine eigene Mutter die Möglichkeit gehabt hätte, offen darüber zu reden, weil wir nur Jungs waren in der Familie und sie als einzige Frau ein bisschen alleine war. Da will ich jetzt auch nicht mehr ins Detail gehen, weil es sehr persönlich ist. Aber da habe ich im Nachhinein auch gelernt, dass sie damit eigentlich komplett alleine war. Und das ist unglaublich schade, weil es halt einfach die Hälfte unserer Weltbevölkerung betrifft. Und es ist etwas komplett Natürliches, Biologisches. Das ist dann irgendwie schwierig, darüber zu reden. Das ist so komplett unnötig und nicht nur unnötig, sondern auch schädlich in vielen Ländern und in vielen Situationen. Da ist auch noch eine persönliche Story dabei, weswegen ich auch einfach mitdenke. Wenn ich da etwas tun kann – und anscheinend kann ich da etwas tun und das ist gut, dass wir das machen –, dann machen wir das auch. Deswegen bin ich dabei. Und ich mache das ganz gerne.
Ich mache die Präsentation da, wo man nicht erwartet, dass es ein Mann macht. Und dafür macht die Hannah die Präsentation da, wo man nicht erwartet, dass es eine Frau macht. Also gerade bei den Technik-Sachen zum Beispiel. Das kann ich sonst machen, aber das ist dann nochmal so ein anderes Gesicht: „Okay, bei denen läuft es ein bisschen anders.“

Benjamin Michels:
Ihr spielt ja an der Stelle mit verkehrten Rollen und führt den Leuten dann auch vor Augen, wie sehr sie da in ihren Scheuklappen drin sind. Die Vorgehensweisen finde ich total genial. Aus vielen Richtungen. Also einmal wirklich von der Gesellschaftskritik und -öffnung, weil ihr es den Leuten bewusst macht. Aber auch für einen Pitch, egal ob jetzt vom Projekt oder von der Gründung. Da ist halt dieser Faktor Aufmerksamkeit, Besonderheit, Irritation erzeugen. Das finde ich total gut. Und es ist schon richtig. Es ist ein Thema, womit wir in Deutschland – ich sage mal – verhältnismäßig offen umgehen. Und wir sprechen schon nicht drüber. Also dementsprechend muss sich jeder einmal vor Augen führen, egal ob jetzt Mann oder Frau: „Wann hast du dich, lieber Zuhörer, lieber Zuschauer, das letzte Mal über Menstruation unterhalten? Und wie schnell kommt so der Gedanke auf: ‚Nein, darüber rede ich nicht.‘?“ Dabei ist das vollkommen richtig. Es ist vollkommen natürlich, gehört dazu und ist ja auch essentiell. Wir wären alle nicht da, wenn es das nicht gäbe. Also es ist ja ein relevanter Teil von der Geburtsthematik. Aber es ist halt gesellschaftlich tabuisiert worden. Was mich interessiert – gut, ihr seid jetzt natürlich noch nicht so lange dabei – das heißt, es gab wahrscheinlich noch nicht so viele Herausforderungen – aber was sind die größten Herausforderungen, die ihr bisher meistern musstet?

Erdem Turan:
Tatsächlich gibt es eine größere Herausforderung. Wir sind ja auch tatsächlich schon ein größeres Team.

Benjamin Michels:
Wie viele Personen seid ihr?

Erdem Turan:
Ich sage mal, vier fest und dann noch zwei locker dran. Und dafür, dass wir noch nicht so lange dran sind, sind es halt schon relativ viele. Wir decken damit Design, Development und Kommunikation ab. Hannah ist sozusagen Journalistin und Medienentwicklerin – und im Grunde macht sie auch ein bisschen Marketing. Das, wo wir nicht so stark sind, ist das, was – glaube ich – bei vielen anderen Startups eigentlich oft vorhanden ist: Finanzen, BWL und Recht. Da sind wir eigentlich mit dem überhasteten Gründungsvorhaben etwas auf die Nase geflogen, weil wir an dem Namen gescheitert sind, der zu allgemein war. Wir hatten auch schon ein Konto eröffnet und die Kontogebühren die ganzen Monate bezahlt, obwohl wir nicht wussten, ob wir jetzt den Namen bekommen oder nicht. Und das war ein bisschen schwierig. Es ging auch nicht um den Namen Veerle, sondern um Wanderschaft. Wir wollten Veerle als Produkt haben und dahinterstehend als Unternehmen einen anderen Namen. Wanderschaft sollte eben diese Idee des sozialen Wandels, aber auch des Reisens in sich vereinen. Die ganze Aktion war nur, um daraus zu lernen.

Benjamin Michels:
Lehrgeld.

Erdem Turan:
Genau. Das ist ein bisschen schade, aber man lernt eben daraus. Da wir jetzt im Lab aufgenommen worden sind, bedeutet das auch, dass wir jetzt Rechtsunterstützung bekommen. Unterstützung im Sinne von Rechtsformbildung, also dass wir herausfinden, welche Rechtsform wir benötigen. Das machen wir jetzt im Laufe des Programms und werden das dann in der nächsten Zeit, in den nächsten Monaten nochmal mit einem Plan angehen. Das ist mit der Notarin auch besprochen, dass wir das dann erst einmal ein bisschen ruhig angehen und das in den nächsten Monaten aber klären.

Benjamin Michels:
Okay, also ein bisschen gestolpert am Anfang durch das sehr Schnelle. Das ist ja durchaus normal. Ich glaube, das passiert am Ende vielen. Es reden viele Leute nicht drüber, aber es gibt viele Stolpereien. Gibt es etwas, was bisher schon überraschend gut geklappt hat? Wo ihr gedacht hättet: „Oh, das wird nichts.“, und das hat dann doch funktioniert?

Erdem Turan:
Tatsächlich das Lab. Oder generell Pitches vor anderen Zuschauern. Da haben wir oft das Gefühl gehabt, dass das nicht so einen großen Anklang finden wird. Wir dachten, das Thema ist zu klein, zu spezifisch. Und wir dachten, dass es vielleicht auch nicht weit genug ist. Aber eigentlich haben wir immer wieder extrem gutes Feedback bekommen. Dass zum Beispiel überhaupt die UN-Frauenbeauftragte mit uns schreibt, finde ich großartig. Und dass Ruby Cup (Das ist ein Hersteller von einer Menstruations-Cup aus Barcelona. Die waren auch im Social Impact Lab. Und sie sind da durchgestartet und jetzt ein eigenständiges Unternehmen.), dass die mit uns Kontakt halten und uns eingeladen haben, finde ich auch großartig. Und das Lab – damit haben wir eigentlich beide nicht gerechnet. Wir wollten es zwar schaffen, aber effektiv dachten wir, dass wir niemals da reinkommen, weil wir halt einfach nicht so viele Erfahrungen haben.

Benjamin Michels:
Das heißt, im Grunde hat das Pitchen besser funktioniert als ihr gedacht hättet?

Erdem Turan:
Ja.

Benjamin Michels:
Wie bereitet ihr so einen Pitch vor? Was liefert ihr da mit?
(Für alle, die nicht wissen, was ein Pitch ist: Das gibt es vor allem im Bereich von Unternehmensgründungen und Startups, kann es aber auch zum Beispiel für Projekte geben. In einem Pitch zeigen wir in einem bestimmten Zeitformat – es kann eine Minute sein, es können zehn Minuten sein oder es kann eine Stunde sein – unsere Geschäftsidee, unser Vorhaben, und müssen im Endeffekt die Zuschauer dann in dieser kurzen Zeit in unseren Bann ziehen und von dem überzeugen, was wir da machen.)
Wie bereitet ihr euch auf so einen Pitch vor? Was nehmt ihr da mit? Was zeigt ihr?

Erdem Turan:
Also ganz wichtig ist es bei einem Pitch, dass ich überhaupt weiß und eine ganz konkrete Vorstellung davon habe, wem gegenüber ich denn pitche. Wer sind die Zuhörer? Was wollen die? Was erwarten die von mir? Dass man sich darüber im Klaren ist und dementsprechend eben diesen Pitch vorbereitet. Dann generell die Eckdaten: Wie lang ist der Pitch? Bei uns waren es zum Beispiel im Lab fünf Minuten, aber es können auch mal zwei Minuten sein. Man muss sich wirklich klarmachen, dass man unglaublich schnell auf den Punkt bringen muss, warum das wichtig und was es überhaupt ist. Und dass man den Zuhörer eben packen und fesseln muss. Und was wir da machen ist, dass wir sagen: Okay, worum geht es? Dass wir das möglichst kurz zusammenfassen. Das wird dann gerne auch der Mittelteil. Dass wir einen Anfang finden, mit dem wir erst einmal die Leute abholen können, also dass wir dann sagen: „Hier, das sind die Ereignisse zum Beispiel, die passiert sind. Das ist etwas Reales. Das ist nicht lange her.“ Das mache ich ganz gerne – einfach nach News gucken, also nach Nachrichten, in denen Vorfälle passieren. Und dass man abschließend auch klar das Ziel formuliert, was man sich überhaupt von diesem Pitch erwartet. Und vielleicht auch ganz gerne, weil man so wenig Zeit hat, im Grunde Sachen so formuliert, dass vielleicht jemand auf eine Frage kommt – also Sachen in die Fragen schieben – und dass man das Wichtigste erwähnt und sagt und dass man vielleicht auch so eine Frage dem Zuhörer in den Kopf pflanzt. Das kann man ganz gerne machen und sollte man meiner Meinung auch, weil es gut ist. Danach hat man nämlich mehr Zeit und man kann offener und lockerer reden. Außerdem: Wenn man pitcht, ist man unglaublich nervös. Also ich zumindest.

Benjamin Michels:
Durchaus.

Erdem Turan:
Das heißt, beim Pitchen bin ich sehr nervös und auch vorher schon. Aber wenn der Pitch erst rum ist und die Fragen anfangen, dann habe ich das Gefühl, dass der komplette Stress wegfällt. Und nachdem das Publikum und ich schon so viel Stress miteinander hatten, ist es so als hätte man das zusammen geschafft. Und dann habe ich das Gefühl, auch verbunden zu sein mit dem Publikum und kann dann komplett offen und locker reden. Das ist bei den Fragen sehr hilfreich, weil es dann einfach und alles ein bisschen lockerer ist. Das finde ich sehr angenehm. Und deswegen sind die Fragen so unglaublich wichtig und auf diese auch vorbereitet zu sein. Also was könnte gerade dieses Publikum an Fragen stellen? Das ist wichtig.

Benjamin Michels:
Den Punkt finde ich extrem spannend. Auch was du gesagt hast mit „Fragen in den Kopf pflanzen“. Wenn man das kann, das ist eine enorm wertvolle Fähigkeit – egal ob bei einem Pitch oder irgendetwas anderem. Wenn ich Fragen in den Kopf pflanzen kann, kann ich steuern, wo das Ganze hingeht. Ich kann steuern, worüber wir reden werden. Und gerade bezogen auf einen Pitch: Das Schlimmste, was ja passieren kann ist, wenn danach Stille ist und keiner etwas fragt. Alle schweigen. Das ist ja eine ganz unangenehme Situation. Aber wenn wir schon eine Frage gepflanzt haben und sich zwei, drei Leute sofort melden, das erzeugt eine sehr schöne Gesprächsdynamik. Jetzt würden meine Zuhörer wahrscheinlich fragen: „Ich bin ja eigentlich in einem Projektmanagement-Podcast. Und das hat ja überhaupt nichts mit Projektmanagement zu tun.“ Das zu denken, ist ein ganz häufiger Fehler. Denn wenn wir annehmen, ich bin jetzt in der Rolle als Projektleiter, dann habe ich Projekte. Und diese Projekte muss ich präsentieren. Die muss ich vielleicht irgendwohin verkaufen. Die muss ich auch intern mal pitchen. Und dafür ist das, was du eben gesagt hast, unheimlich wertvoll – diese Zielgruppenbezogenheit. Wer sitzt da vor mir? Welche Fragen werden die Leute stellen? Welche Fragen kann ich denen in den Kopf pflanzen? Also ich finde, da kann der durchschnittliche Projektmanager total viel draus mitnehmen. Vielleicht mal eine operativere Frage: Ihr habt ja wahrscheinlich dann recht viel zu tun. Sechs Leute, das ist ja schon etwas. Da entsteht ja schon Komplexität. Wie behältst du Überblick über deine Aufgaben?

Erdem Turan:
Wir waren auf großer Suche nach einem Projektmanagement-Tool, mit dem wir uns alle einigen können. Tatsächlich haben wir die Aufgabe eigentlich ganz gerne delegiert, dass einer aus dem Team eben ein Projektmanagement-Tool sucht. Aber effektiv gab es so viele verschiedene Versuche, dass wir jetzt selbst gesagt haben: Okay, das machen wir jetzt. Also wir geben die Rahmenbedingungen und daran müssen sich jetzt alle halten. Und wir haben gute Erfahrungen aus der Uni-Zeit mit Trello. Das finde ich sehr gut. Wir haben die ganze Zeit Telegram benutzt, um die Kommunikation zu machen, aber sind auf Slack gewechselt, weil es eben mit den Channels sehr viel einfacher ist. Für uns paar aus dem Kernteam ist es kein Thema, dass dann am Tag irgendwie 100 Nachrichten in Telegram auftauchen. Aber für manche andere aus dem Team ist es eben schwierig. Da eben die Kommunikation zu diversifizieren auf diese Plattform – also auf diese Channels zu verteilen, macht es für viele eben angenehmer, dort das zu lesen, was für sie relevant ist. Daher ist Slack eben wichtig, aber deswegen auch wichtig, weil es eben vom Privaten getrennt ist. Slack ist ein ausschließliches Projekt-Kommunikationstool, was auch nochmal besser funktioniert. Weil Telegram benutzen viele privat. Und Trello – also im Grunde auch ein bisschen das Kanban-System – war für uns wichtig. Und warum Trello mir persönlich auch wichtig war ist, dass es das Atlassian in dem Universum ist. Das heißt, man kann es auch mit Jira verbinden und mit Bitbucket. Gerade für den Entwickler finde ich das sehr angenehm, wenn alle Projektmanagement-Tools miteinander integriert werden können. Da habe ich drauf geachtet, dass wir skalierbar sind – dass unsere Arbeitsumgebung skalierbar ist, wenn das Team größer wird und auch internationaler. Das heißt, wir werden zwangsläufig Leute haben, die in verschiedenen Ländern sind. Das hatten wir jetzt auch schon die ganzen Monate. Es ist wichtig, ein Tool zu haben, wo man den Überblick behält. Und das traue ich eben dem Atlassian Ökosystem am meisten zu. Interessant ist auch tatsächlich: Gerade Hannah und ich sind eigentlich große Google-Fans – also Google-Docs und Google-Tabellen. Das fällt aber leider bei uns komplett flach. Das können wir, aus datenschutzrechtlichen Gründen, nicht benutzen. Und gerade auch die neuesten Entwicklungen lassen das einfach nicht zu, dass wir da eben diese Informationen eintragen – dass wir das nutzen. Und daher auch nicht Drive. Nach unserem Entwickler benutzen wir jetzt MEGA als Cloud-Speicher – MEGASync. Da vertraue ich ihm einfach mal, dass das sicher ist. Aber was eben diese Google-Dienste sonst haben, dieses Docs und Tabellen, dieses kollaborative Zusammenarbeiten, das versuche ich gerade aktuell zu finden. Und vor allem so zu finden, dass wir es eben auch mit unserem Ökosystem des Projektmanagements verbinden können. Was es einfach gemacht hat war, dass es eben auch plattformunabhängig ist. Also ich meine, wir könnten jetzt Word benutzen. Und dann hat der eine Mac und der andere nicht. Dann muss man eine Mac-Version holen. Das ist so ein bisschen hin und her. Da eine elegante Lösung zu finden, wäre eben ideal. Und da bin ich noch auf der Suche.

Benjamin Michels:
Das ist ein sehr schwieriger Punkt. Für alle Zuhörer: Wir haben Mai 2018. Die DSGVO tritt diesen Monat in Kraft. Datenschutz ist also bei allen ein ganz großes Thema. Das heißt, da gucken natürlich alle gerade ganz extrem drauf. Und die gängigen Varianten –JobBox, Google – sind da einfach noch nicht so richtig angekommen. Es ist auch unklar, ob sie da ankommen werden. Also das wird uns – glaube ich – noch lange beschäftigen. Was ich extrem spannend finde ist: Ich mache ja eine ganze Reihe mit Startups. Und ich bin mit der Einstellung reingegangen: Naja, als ich vor zehn Jahren meine Startup-Gründungsphasen hatte – Projektmanagement haben wir nicht gemacht. Wir waren froh, wenn wir in einer Excel-Tabelle alle Aufgaben aufgeschrieben haben. Das war es schon. Ich weiß noch, da hat uns ein Freund – der war Trainer – gezeigt: „Ja, hier kannst du das so und so machen.“ Und es war alles Kraut und Rüben. Das hat sich dann relativ schnell professionalisiert. Und deswegen finde ich es so spannend, dass Tools wie Trello und Slack hier schon als Standard genutzt werden. Vielleicht für die, die mit den Tools noch keinen Kontakt haben: Ich werde darüber nochmal Podcast-Episoden beziehungsweise auch Videos machen und die Tools zeigen, wie man sie im Projektmanagement nutzen kann. Trello ist ein auf sogenannter Kanban-Logik basierendes Board. Also ein Board, wo man Aufgaben hat und die dann wild hin- und herschieben, an Leute verteilen, ein Zeit-Tracking oder auch eine Time Estimation machen kann – also eine Vorausschätzung, wie lange Aufgaben ungefähr dauern werden. Und Slack ist ein Kommunikationstool. Das heißt: Hier haben wir unterschiedliche Kanäle, in denen wir reden können – wie ein Messenger, nur dass ich es auf einem Handy und am Rechner gleichzeitig nutzen kann und es über verschiedene Systeme hinweg sehr gut funktioniert. Und das haben wir bei uns zum Beispiel auch beides im Einsatz. Unser Haupt-Task-Management findet zwar über Kanbanflow statt, aber das ist sehr ähnlich zu Trello. Und wenn man bei mir im Hintergrund guckt, dann sieht man jetzt aktuell: Da hinten hängen so ein paar Projektstrukturpläne. Und das, was dann als Aufgaben rauskommt, das landet dann bei den Leuten in den jeweiligen Boards in Trello oder in KanbanFlow. Also sehr spannend, das zu hören, dass ihr das so einsetzt. Wie sind denn bei euch die nächsten Schritte? Wie geht es weiter? Was ist geplant?

Erdem Turan:
Wir haben jetzt insgesamt fünf verschiedene Business Model Canvases aufgesetzt, die ineinandergreifen, haben die priorisiert und dann erst einmal eine Zielgruppe rausgepickt, die wir als Erstes angehen wollen. Und wir haben ein MVP – also Minimum Viable Product – als Ziel angesetzt mit den Kern-Features, die eben in drei Monaten fertig sein sollen. Damit wir die so schnell wie möglich auf den Markt bringen können, um generell unsere Thesen zu validieren. Es ist das Beste, einfach so schnell wie möglich eine kleinste Version von dem, was man plant, zu veröffentlichen und dann direkt das Feedback von den Zielgruppen zu bekommen. Das machen wir auf der einen Seite im Design und Development. Auf der anderen Seite gehen wir direkt auf potentielle Partner zu – auf unsere Key-Partner – und haben uns auch ein Fokus-Land herausgesucht. Das wird Indien. Wir schreiben dort alle Organisationen an, die uns helfen könnten oder denen wir helfen könnten. Und wir versuchen dann eben, so eine Schnittstelle zu generieren und auch Informationen zu bekommen, was denn tatsächlich wichtig ist. Also welche Punkte sind wirklich wichtig und welche nicht? Weil wenn man auch so ein Business Model Canvas anlegt, dann sind das ja größtenteils Thesen. Und diese Thesen muss man eben versuchen zu validieren oder zu falsifizieren. Es kann ja auch sein, dass man eben mal komplett falsch liegt. Wichtig ist nur, dass man das herausfindet und eben anpasst. Und das sind die nächsten Schritte, dass wir mit denen den Kontakt aufbauen und dann die erste Version veröffentlichen, damit man das testen kann.

Benjamin Michels:
Wir gehen davon aus, dass 70 Prozent aller Annahmen in einem Businessplan falsch sind. Also mit großer Wahrscheinlichkeit wird es nicht hinhauen. Ich weiß noch, in meinem zweiten Unternehmen waren wir der Meinung, nach einem Jahr 80 Kunden gewonnen zu haben und wir sind alle reich und alles ist toll. Nach zwei Jahren hatten wir noch nicht die 80 Kunden geknackt und wir waren definitiv auch nicht reich. Also das passiert leider sehr schnell. Deswegen ist das Minimum Viable Product – also das schnellstmöglich verfügbare Produkt – ein hervorragender Ansatz. Das kann ich nur empfehlen. Es gibt ja auch den Satz: „Fail fast, fail cheap“. Also wir machen einen Versuch. Man weiß nie, ob es funktioniert. Das weiß man bei keiner Gründung. Es sind schon die krassesten Sachen live gegangen, wo ich nicht gedacht hätte, dass die funktionieren und umgekehrt. Und dementsprechend finde ich es genau richtig so vorzugehen. Wir machen das bei unseren Projekten auch, dass wir sehr schnell etwas auf die Straße bringen. Und selbst wenn das erst einmal nicht so super aussieht und noch nicht alles funktioniert, dann ist das so. Aber wir kriegen Signale zurück. Wir erfahren, wie die Reaktion ist. Und für die Zuhörer vielleicht nochmal: Hier sehen wir den Unterschied zwischen agilem und statischem Projektmanagement. Beim statischen Projektmanagement würden wir erst einmal alles planen und dann würden wir alles bauen und anderthalb Jahre später käme eine fertige App raus. Und die basiert auf einer Vorstellung von vor anderthalb Jahren, wie wir damals gedacht haben, dass der User es gerne haben möchte. Und hier sieht man schon, wo sich die Katze in den Schwanz beißt. Im agilen Projektmanagement machen wir erst einmal eine sehr kleine Version, die sehr schnell da ist – also ein erstes Inkrement, was wir ausliefern können. Das lassen wir testen, darauf kriegen wir Feedback und darauf basierend werden dann die nächsten Reiseschritte gemacht. Dann gibt es wieder einen kleineren Reiseschritt und dann funktioniert das genauso. Da geht ihr einfach sehr agil vor, was ich hierfür wirklich hervorragend finde.
Was sind die jetzt wirklich ganz konkreten nächsten Projektschritte? Also wenn du auflegst, womit geht es dann weiter?

Erdem Turan:
Wenn ich auflege, müsste ich mal ins Trello schauen. Das ist meiner Meinung nach das A und O. Das Gute daran ist ja auch, wenn man so etwas hat wie ein Projektmanagement-Tool, dass man nicht alles im Kopf behalten muss. Das heißt, man kann auch die Zeit dann einfach abschließen. Ich gucke in Trello rein. Ich gehe stark davon aus, dass unser Entwickler ACIDs braucht. Das heißt, ich werde Designentwürfe machen und anfertigen, damit er sie bereits in die App einfließen lassen kann und weil es wichtig ist, dass ich ihn da nicht blockiere – dass er da einfach fließend weiterarbeiten kann. Und daher hat das eine höhere Priorität. Wir sind nicht viele Arbeitskräfte – effektiv. Wenn eine Person die andere hindert, dann verschwendet man halt eben unfassbar viel Zeit. Deswegen will ich da gucken, dass jeder in seinem Arbeitsprozess fließt.

Benjamin Michels:
Das finde ich einen hervorragenden Führungsansatz. Ich sehe das auch so. Ich bin da, damit die anderen gut arbeiten können. Das heißt: Ich muss Dinge bereitstellen. Ich muss Schnittstellen sicherstellen, dass die funktionieren zwischen den Menschen. Und das heißt, ich muss zur Not auch mal Samstag und Sonntag reagieren. Um dann auch Sachen bereitzustellen, damit die Leute in ihrem Rhythmus gut arbeiten können. Bei mir – ähnlich wie bei euch – ist das Team weltweit verteilt. Das heißt: Ich arbeite mit Leuten, die sind in Deutschland. Die können aber auch auf Bali sein, in Thailand, auf Neuseeland. Also ganz unterschiedliche Orte. Und das heißt, alleine schon durch die Zeitzonen haben wir da sehr große Unterschiede. Und das zwingt einen dann selbst, mal in anderen Rhythmen zu arbeiten als in einem typischen 9-to-5-Job. Aber auch gerade für ein Startup ist das ja auch typisch, oder? Dass es nicht 9 to 5 ist.

Erdem Turan:
Ja, absolut. Also auch das, was du erwähnt hast mit den verschiedenen Zeitzonen, das haben wir auch. Das ist eben so. Man muss sich andere Wege finden, wie man auch einmal Abstand davon nehmen kann. Aber es ist auf jeden Fall nicht 9 to 5. Das würde überhaupt nicht funktionieren. Du musst halt da sein, wenn du da sein musst. Ich finde, das macht aber auch Spaß. Also ein klassischer 9-to-5-Job wäre für mich eher nichts. Ich bin eher die Persönlichkeit, die sich dann dransetzt, wenn es notwendig ist und die dann halt einfach etwas schafft, weil mir diese Dringlichkeit auch das Gefühl gibt: „Hier, das ist auch wichtig. Das muss ich machen.“, und mir nicht das Gefühl gibt, dass ich nur ein Zahnrädchen bin. Ich finde es gut, einfach zu sagen: „Das muss gemacht werden, also mache ich das auch.“ Und dann ist es eigentlich egal um wie viel Uhr, das muss man halt schaffen.

Benjamin Michels:
Ja, das finde ich super. Es gibt dazu ja unterschiedliche Meinungen. Es gibt durchaus Leute, die diese Art und Weise sehr kritisieren. Man muss halt ständig arbeiten. Aber es ist halt anders. Es hat viel mehr mit Passion zu tun und dadurch ist Arbeit nicht Arbeit. Und das führt viel mehr zu einer Synchronisation zwischen Privatleben und Arbeit, weil es halt viel besser zueinander passt und nicht so eine deutliche Trennung hat: „Ich bin entweder auf der Arbeit oder ich bin privat.“ Nein. Das vermischt sich halt ein bisschen.

Erdem Turan:
Absolut.

Benjamin Michels:
Es hat mich gefreut, dich kennenzulernen und die App Veerle. Ich werde sie, sobald sie live ist, auf jeden Fall weiterempfehlen und auch darüber reden. Für dich, lieber Zuhörer, packe ich nochmal einiges in die Shownotes. Du kriegst einen Link zu Trello und auch zu KanbanFlow. Ich werde dir einen Link zu Slack reinpacken, wenn du dir das angucken möchtest. Und eine Sache, die du ja – Erdem – zwischendurch erwähnt hast, ist der Business Model Canvas. Das ist eine bestimmte Art und Weise, wie man einen Businessplan baut. Das stimmt so nicht ganz – ein Businessplan ist nochmal etwas anderes. Aber es gibt im Endeffekt auf einer Seite eine Übersicht darüber, wie das Businessmodell aufgebaut ist. Und da werde ich dir auch nochmal einen Link reinpacken. Dazu gibt es ein sehr gutes Buch. Und das findest du alles in den Shownotes.
Erdem, ich danke dir für deine Zeit. Ich freue mich, Projekt-Updates von euch zu hören. Und vielleicht sehen wir uns ja auch in einer späteren Episode vom Podcast nochmal wieder, wenn die App live ist, und wir gucken ganz konkret in die Funktionalität rein.

Erdem Turan:
Gerne.

Benjamin Michels:
Okay super. Danke. Mach es gut.

Erdem Turan:
Ciao.

Benjamin Michels:
Tschüss.

Outtake: Ich darf so sein wie ich bin.

Erdem Turan:
Ich glaube, man muss Räume erlauben, in denen Chaos existieren darf. Gerade bei Methoden zum Beispiel. Wenn man da eben sehr diszipliniert vorgeht an diesen Methoden, dann gibt es ja auch Teile darin, die eben sagen: „Hier in dieser Phase ist es halt chaotisch. In dieser Phase geht es nicht darum, Ordnung zu schaffen oder zu bewerten. Es geht einfach nur darum, frei zu sein.“ Und dann, wenn die Phase aber abgeschlossen ist, muss man dann wieder der Ordnung nachgeben oder das Chaos eben auch einfach zurückstellen. Wenn man sich diese Prozess-Disziplin zunutze macht, dann wird das gut. Das ist auch etwas, was wir aus dem Lab mitgenommen haben. Also für mich war das auch immer ein großes Fragezeichen, wie man eben diese großen Chaoten und eben die Organisationskünstler vereinbart. Und das ist aber ganz spannend, dass man das vielleicht so schafft.

Benjamin Michels:
Das Spannende finde ich halt, dass gerade mit diesen chaotischen Phasen die sehr strukturierten Menschen oft sehr große Probleme haben. Wenn ich das in Seminaren mache, dass wir sagen: „Okay, wir machen jetzt nur Brainstorming. Wir sammeln Karten.“, dann kommen die immer schon hin und wollen die Karten gerne strukturieren. Und die Karten sollen gleich die richtige Farbe haben. Und das darf ja nicht mit rein, das passt ja gar nicht. Das fällt diesen starken Strukturierern dann in der Regel sehr schwer, sich da gehen zu lassen und das Chaos auch zu akzeptieren. Weil dann vielleicht die eine gute Idee kommt, die man nicht gesehen hätte. Und selbst wenn sie nicht kommt, ist es egal.
Aber ich glaube, durch eine sehr klare Phasentrennung kriegt man das hin, wenn man einfach sehr deutlich macht: „Wir sind jetzt in der Chaos-Phase. Das ist auch okay und gewünscht. Das ist gut. Und danach sind wir in der Struktur-Phase. Da darf jetzt nicht mehr alles frei fließen. Da wird begrenzt. Das ist auch gut.“ Und jede Phase hat halt ihre Berechtigung.

Erdem Turan:
Genau. Ich glaube, das hilft auch emotional – also für die jeweiligen Persönlichkeiten –, dass sich niemand unterdrückt fühlt oder dass sich halt jeder frei fühlt. Dass man jedem eben diesen Raum zulässt, ist schon wichtig. Im Grunde ist es ein Zugeständnis. Ein: „Es ist gut so. Wir brauchen dich, wie du bist. In dieser Phase.“

Benjamin Michels:
Ja, es ist auch eine Aussage, die die Organisation gegenüber ihren Mitgliedern bringt: „Es geht mir gut mit dir.“ Wenn ich das kann, das ist ja unheimlich viel Wertschätzung, die damit einhergeht. Und jeder hat seine Phase und jeder muss sich mal zurücknehmen. Und jeder darf mal aus sich rausgehen, was auch immer das dann für die einzelne Person bedeutet. Das kann ja sehr unterschiedlich sein. Aber ich glaube, das ist höchst essentiell, dass Menschen auch – wenn sie in einem Team arbeiten – das Gefühl haben: „Ich darf so sein wie ich bin. Nicht immer. Manchmal muss ich mich auch anpassen und regulieren. Aber manchmal darf ich auch auf meine Art und Weise die Sau rauslassen.“

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