
Folge 012 // Projektmanagement bei Ärzten in aller Welt
Ich freue mich Janko Brand als Gast in dieser Episode begrüßen zu dürfen. Sein eHealth-Start-up „One World Doctors“ arbeitet Hand in Hand mit Ärzten aus aller Welt – und das online. Ein wunderbares Projekt mit viel Projektmanagement im Hintergrund.
Hier findest du alle Episoden vom Podcast Projektmanagement leicht erklärt.
Shownotes
One World Doctors – das eHealth-Start-up-Unternehmen
Janko und sein Team ermöglicht Ärzten in unterversorgten Regionen in der ganzen Welt den Zugang zu medizinischer Expertise und hilft so z.B. Diagnosen zu verbessern. Ein Projekt, dass unterstützt werden muss! Hier geht es zur Webseite. Folge „One World Doctors“ auf Twitter.
Trello – gut organisiert!
Dieses Projektmanagement-Tool gibt dir immer einen visuellen Projektüberblick. Man kann es auch als Online-Pinnwand bezeichnen und man kann es in der Basisversion kostenlos nutzen. Einen Trello-Account kannst du dir hier anlegen.*
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Episode 012: Projektmanagement bei Ärzten in aller Welt
Benjamin Michels:
Hallo und herzlich willkommen zur heutigen Podcast-Episode. Die, wie schon einige Episoden vorher per Video auf YouTube und per Audio auf iTunes und den anderen Plattformen verfügbar ist.
Mein heutiger Gast ist Dr. Janko Brand von One World Doctors, der Ärzte online in Gegenden bringt, in denen es kaum medizinische Hilfe gibt.
One World Doctors
Benjamin Michels:
Hallo Janko, schön dass du hier bist.
Janko Brand:
Hallo.
Benjamin Michels:
Fangen wir doch direkt mal an und springen ins Thema rein.
Wie viele seid ihr denn?
Janko Brand:
Das Team besteht aus drei Leuten. Wir sind drei Gründer.
Tom arbeitet im Business Bereich, Alex ist Biochemiker und ich bin Molekularbiologe und Infektionsbiologe.
Benjamin Michels:
Was bietet ihr? Ist es eine Art Service oder ist es eher Ein Social-Entrepreneurship-Projekt?
Janko Brand:
Es ist auf jeden Fall ein Service, der momentan aber unentgeltlich ist und auch unentgeltlich bleiben soll. Der Service ist, eine leichte Möglichkeit, dass Ärzte – also die Expertise die überall in den Arztpraxen und Universitäten ist – auch die Möglichkeit haben, in entlegenen Gebieten über unsere Plattform hinweg Ärzten in diesen Gebieten mit ihrer Expertise zu helfen.
Einfach gesagt: Ärzte ohne Grenzen von Zuhause aus.
Benjamin Michels:
Das heißt: wenn ich Arzt bin, muss ich nicht in ein anderes Land reisen, zu helfen. Ich kann stattdessen einem anderen Arzt vor Ort meine Expertise über die Plattform mitgeben, der das wiederum auf seinen Patienten praktizieren kann?
Janko Brand:
Exakt. So wird eine Diagnose verbessert. Die Spezialisten sind hierzulande auch schon ein Mangel, der in anderen Länder noch viel höher ist. So kann man diese Expertise bequem nach Feierabend oder in seiner Freizeit zur Verfügung stellen. Und das machen Ärzte auch schon auf unserer Plattform.
Benjamin Michels:
Wie sieht das mit der Haftung aus? Also wenn der andere dann falsch behandelt, hafte ich dann als Arzt oder wie läuft das?
Janko Brand:
Eine häufig gestellte Frage. Es ist ein Rat, den man sich einholt. Als wenn ich jetzt ein Problem hätte, was das Projektmanagement angeht: Ich frage dich – du sagst mir etwas – ich mache das – und es funktioniert dann nicht. Dann komme ich nicht zu dir und du haftest dafür.
Benjamin Michels:
Ich denke, dass ist eine wichtige Frage. Weil für die Ärzte, die hier zuhören, war das jetzt gerade die Entscheidung ob sie sich bei dir melden oder nicht.
Seit wann gibt es euch?
Janko Brand:
Als Infektionsbiologe wurde ich Ende 2014 vom Robert Koch Institut gefragt, ob ich nach Genea fliege und dort in der Ebola Epidemie mithelfe, weil dort in sehr kurzer Zeit sehr viele Daten angefallen sind. Ich habe denen Angeboten, dass ich eine Vorevaluierung von Zuhause aus machen kann. Ich schicke dann die Ergebnisse, sobald ich diese fertig habe, an die Ärzte und Spezialisten dort. Das war eigentlich der Startpunkt für diese Idee.
2015 hat sich das Team gefunden und seit 2016 gibt es uns.
Benjamin Michels:
Das sind dann ja schon zwei Jahre.
Du hast ja schon ein, zwei Informationen zu dir fallen lassen. Vielleicht kannst du uns nochmal deinen historischen Werdegang geben. Wo bist du eigentlich her? Was hast du bisher gemacht? Was hättest du gemacht, wenn du jetzt nicht dieses Start-Up gegründet hättest?
Janko Brand:
Ich bin vom Hause aus Biologe. Ich wollte immer Meeresbiologe werden, habe aber dann festgestellt, dass mich Genetik, Molekularbiologie und Infektionsbiologie noch viel mehr reizt. Und vor allem interessiert mich die Interaktion zwischen Würzzelle und Erreger. Ich würde sagen, das ist immer ein sehr interessantes Excel Spiel, mal gewinnt der Erreger und mal gewinnt die Würzzelle. Aber im Grunde interessieren mich Parasiten und der Konflikt mit der Würzzelle, sowie Symbiosen. Ich denke, jeder parasitäre Befall ist eine nicht optimierte Symbiose. Eigentlich will der Erreger ja auch weiterleben und nicht seinen Wirt niederstrecken. Das ist meine Auffassung. Was natürlich sehr gut in der Infektionsbiologie, wo man genau das auf die verschiedensten Art und Weisen untersucht, abgebildet ist.
Trotzdem habe ich meine Promotion in Biophysik gemacht. Ich habe Röntgenstruktur-Aufnahmen gemacht. Also 3D Strukturen von Proteinen, die auch beispielsweise für die Medikamentenentwicklung wichtig sind.
Dann habe ich meine akademische Laufbahn zur Seite gelegt und bin in die Wirtschaft gewechselt. Dort habe ich sehr anspruchsvolle und stressige Jobs gehabt, auch noch kurz vor der Gründung von One World Doctors. Als es da nicht mehr weiterging, habe ich gemerkt, dass ich etwas Sinnvolles machen muss. Und das war das Sinnvollste, was mir einfallen konnte.
Benjamin Michels:
Das finde ich etwas ganz Großartiges, mit einem extrem großen gesellschaftlichen Mehrwert.
Woher kam denn die Idee zu One World Doctors? Wirklich aus diesem einen Robert Koch Fall?
Janko Brand:
Ja, genau. Wirklich aus diesem einem Anruf bzw. die Anfrage ob ich nach Genea will. Das war kurz bevor es zu Ende ging mit dem sehr arbeitsintensiven Job. „Könnte ich machen, aber mein Chef lässt mich bestimmt nicht weg, weil so viele Drähte bei mir zusammenlaufen.“ Und dann habe ich gedacht, dass es noch so viele andere Sachen, wie zum Beispiel das, gibt. „Wie kann ich das umsetzen? Weil ich ja eigentlich nicht gehen kann, aber wie kann ich trotzdem helfen?“
Benjamin Michels:
Wie waren dann die ersten Schritte, die ihr gemacht habt? Wie war der Ablauf? Du hattest die Idee, und wie ging es dann weiter?
Janko Brand:
Ich habe immer wieder zwischendurch viele Ideen gehabt. Ich habe zum Beispiel immer viele Ideen, wenn ich Stress habe, um das Gehirn zu entspannen. Vielleicht um aus der stressigen Situation heraus zu kommen. Das man sich einfach etwas anderes überlegt. Das geht bestimmt einigen so.
Dann habe ich über Nacht eine Power Point Präsentation zusammengestellt, die das versinnbildlicht. Und erst einmal gewartet ob die Idee wieder verschwindet. Die Idee ist nach zwei Wochen aber immer noch nicht gegangen, sie wurde im Gegenteil immer reicher.
Es gab auch noch einen zweiten Schlüsselmoment, beim World Health Summit in Berlin. Das ist ein internationales Meeting, wo sich die Chefs von den Pharmafirmen, den akademischen Einrichtungen Weltweit, Entwicklungshilfen und Ärzte ohne Grenzen einmal im Jahr treffen. Drei Wochen bevor das Meeting stattgefunden hat, habe ich denen eine E-Mail geschrieben, dass ich diese Idee habe und noch mitmachen könnte. Und tatsächlich haben sie mich eingeladen. Dann bin ich dort mit meiner ausgedruckten Power Point rumgelaufen und habe die Leute gefragt, was sie davon halten. Da war eine relativ hohe Resonanz.
Benjamin Michels:
Das finde ich super spannend. Gerade wenn man über Gründung redet, gibt es ja mehrerer unterschiedliche Ansätze – gerade wie man mit der Idee umgeht. Bei einer sozialen Idee fällt es natürlich leichter diese Idee zu teilen. Bei Geschäftsideen, die auf Gewinnerzielung abzielen, da höre ich ganz oft: „Nein. Noch nicht erzählen. Bloß nicht teilen“. Ich finde, genau den Weg den du gegangen bist – Idee, Konzeptphase, Vorpräsentation – unheimlich sinnstiftend. Da schlage ich auch einfach mal die Brücke zum Projektmanagement. Gerade bei einem Projekt hilft das frühe präsentieren. Ich liefere ja im Endeffekt ein kleines Inkrement aus. Und dieser kleine Teil kann schon mal Feedback bekommen, schon mal bewertet und von anderen angeguckt werden. Das bildet die Idee ja auch total weiter. Das wirst du wahrscheinlich auch gemerkt haben, dass dir das erste Feedback dann auch geholfen hat das ganze weiterzuentwickeln.
Janko Brand:
Ja, enorm. Immer über Ideen reden. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand die Idee klaut, ist da. Aber ich denke: immer erzählen, immer austauschen. Das erleichtert einen selber. Auch diese Last, das für sich zu behalten, ist schon mal ein Risiko, dass es nicht weiter geht. Und dass man keine Kompagnons findet. Ich habe auch schon mit Gründern gesprochen, die das so gemacht haben. Ich bedaure sie eigentlich. Ich bin auf jeden Fall der Typ: offen über Ideen reden. Wenn es jemand anderes macht, dann macht man das nächste Gute.
Benjamin Michels:
Ganz genau. Es gibt da ganz spannende Ansätze im Entrepreneurship. Es gibt das so genannte Entrepreneurship-Mindset. Da gehen wir in der Forschung von aus, dass die Menschen, die dieses Mindset haben, ständig Ideen vorbeiziehen sehen und mal eine auspicken. Und wenn die nicht so gut ist, dann nimmt man halt eine andere. Das sieht man bei erfolgreichen Gründern. Es gibt Leute, die drei, vier Mal gescheitert sind und danach extrem erfolgreich waren. Genau darüber habe ich auch meine Masterarbeit geschrieben: Erfolg durch scheitern. Am Ende ist es ja wie Übung. Die Idee nicht zu teilen bringt auch einen Mehrwert. Weil eine Idee an sich hat erstmal keinen Wert. Bis wir sie auf die Straße gebracht haben. Erst dann entsteht ein unternehmerischer- oder auch gesellschaftlicher-Wert.
Was war denn bisher eure größte Herausforderung, die ihr meistern musstest?
Janko Brand:
Tatsächlich weiterhin das Geld. Es ist schnöde, liegt überall rum und es wird zu Hauf gedruckt, wie ich finde. Und in Dinge investiert, die ich persönlich für Fragwürdig halte. Aber wir verzweifeln da nicht dran. Es ist schwierig. Wir machen nicht die nächste „Ich räume dir alles hinterher oder ich mach dir das Leben noch leichter App“. Wir haben viele Möglichkeit wie man damit Geld verdienen könnte, aber wir lassen das Thema Geld gerade wirklich außerhalb. Weil wir es sinnvoller finden, es ohne Geld zu gestalten. Der Zahler ist im Grunde der Patient und der Patient und die Krankenhäuser in Bangladesch, mit denen wir kooperieren, haben wenig Geld. Die Ärzte arbeiten unentgeltlich. Sobald Geld im System ist, müssten wir den Ärzten Geld geben. Das verkompliziert diesen ganzen Plot ungemein. Wenn uns jetzt ein Arzt aus Simbabwe oder dem Irak hilft, was bekommt er für ein Gehalt? Was bekommt der Arzt in Zürich? Wenn die alle das gleiche bekommen, dann arbeitet der Arzt im Irak nur noch für uns und nicht mehr vor Ort – das ist nicht das, was wir wollten. Deswegen ist Geld ein riesen Thema, genauso wie das Businessmodell – aber am einfachsten ist es bei uns tatsächlich als Nonprofit oder Social Entrepreneur über Wasser zu halten. Das geht mit Anträgen und mit Stiftungsgeldern, aber expandieren kann man damit halt nicht so gut.
Benjamin Michels:
Verständlich. Ich sehe das ähnlich wie du. Das ganze System wird dadurch viel schwieriger, wenn der Arzt bezahlt werden will. Wenn ich mir überlege, was der Stundensatz von einem deutschen Arzt ist – und das muss dann über Patienten in Bangladesch finanziert werden. Das geht nicht auf. Da funktioniert der gesamte soziale Gedanke dann auf einmal nicht mehr.
Wenn ich euch Geld spenden möchte, wie mache ich das?
Janko Brand:
Das geht über unsere Homepage.
Benjamin Michels:
Wie ist die Adresse?
Janko Brand:
www.oneworlddoctors.org
Benjamin Michels:
Ich packe diesen Link in die Shownotes. Dort kannst du dann auf die Seite gehen und One World Doctors Geld spenden. Ich empfehle das und werde es auf jeden Fall machen. Ich finde das eine super Sache und eine gute Tat. Da muss man sich überlegen, was man auf seinem eigenen Punktekonto im Leben haben will – 100 Euro mehr auf dem Konto oder eine gute Tat, ich empfehle die gute Tat.
Nochmal eine Frage in Richtung Herausforderung oder mehr in Richtung „Schiefgelaufen“.
Was ist bei euch denn so richtig schiefgelaufen? Wo hat es so gar nicht geklappt?
Janko Brand:
Das sehe ich auch unter dem Aspekt „Erfahrungen machen.“ Wir haben viele Erfahrungen mit Investoren gemacht. Zum Beispiel nach dem World Health Summit: wir waren ein Jahr später dann auch eingeladen und haben uns dort vorstellen können. Wir durften dort pitchen. Übrigens auch eine schöne Entwicklung für einen selber: von der kläglichen Power Point Präsentation auf dem Weltkongress der Weltgesundheit zu präsentieren. Zwei Leute hatten Interesse. Der eine war sehr interessiert und wollte gleich mitmachen, investieren, nach Berlin ziehen und ganz viel machen. Wir haben dann halt überlegt, wie wir ihn im Team einbauen können. Eigentlich waren wir als Team gerade neu gefunden. Wir haben relativ viel mit ihm gesprochen wie er sich einbringen könnten und haben ihm kleine Aufgaben gegeben. Diese fand er aber alle nicht gut. So haben wir sehr viel Zeit, ich sag mal drei Wochen, verbraucht, um diese Person in unser Team einzubauen, was am Ende gar nicht geklappt hat. Und alle waren enttäuscht, er war sehr enttäuscht und wir waren am Ende einfach nur sehr genervt. Das ist gar nicht gut gelaufen.
Und sonst einfach auch viele Leute, die die Idee super finden und sagen „Ja, ich mache mit und helfe mit.“ – und dann kommt nichts. Ich bin jetzt nicht verärgert. Aber man hat halt schon Aufwand und am Enden passiert nicht viel. Das sind auch Erfahrungen, die man dann halt sammelt.
Das eine explizite Beispiel war besonders aufwendig.
Benjamin Michels:
Das ist leider auch ein Fall, den ich kenne und nachvollziehen kann. Im normalen Business kann das schon passieren. Von drei Leuten die kommen und Engagement zeigen, bleibt effektiv bei mir im Unternehmen nur einer. Aber wir haben eigentlich ziemlich gute Bedingungen. Die anderen haben halt kein Bock auf die Arbeit oder legen ihren Fokus anders. Beim sozialen Engagement ist das natürlich noch einmal viel krasser. Hier können wir eher von einer Quote von 1:10 ausgehen. Das glaube ich, dass das eine große Herausforderung ist. Gerade weil in dieses Onboarding dann auch Zeit fließt, den Leuten Aufgaben zu geben, die damit rein zu holen. Das ist ja etwas, was generell für Projekte gilt. Diese Teamfindungsphase am Anfang möglichst schnell und sauber abzuschließen. Damit da gerade nicht so viel Zeit verloren geht.
Drehen wir das ganze Mal um. Was hat denn bisher so richtig gut geklappt? Wo du sagst: „Da hätte ich niemals mitgerechnet, dass das so gut geht.“
Janko Brand:
Tatsächlich müssen wir uns über die Erfülligkeitsarbeit gar nicht kümmern, die läuft von alleine. Ab und zu schreibe ich mal zum wichtigen Meeting, das wir gerne dahin kommen würden. Und dann kommt eigentlich immer die Antwort, dass wir eingeladen sind und reden könnten. Das ist super. Und so akquirieren wir auch. Wenn man einmal mit dem Ball im Spiel ist, dann sagen die weiter, dass der präsentieren kann oder die Idee passt doch auch in euer Programm. Das läuft wie am Schnürchen. Wir waren auch ins Kanzleramt eingeladen, das war die Vorbereitung für den G20 Gipfel. Da waren auch die Gesundheitsminister und es ging viel um die Weltgesundheit und Antibiotikaresistenzen. Wir konnten mit Angela Merkel etwas erarbeiten. Und so ist man plötzlich mit ganz entscheidenden Leuten am Tisch.
Benjamin Michels:
Manchmal findet man den Weg über Projekte den Weg zu Menschen wo man gedacht hat, da komme ich doch nie hin. Spannend, mit der Öffentlichkeitsarbeit. Das ist natürlich der Vorteil beim Social Entrepreneurship. Wenn man eine wirklich bewegende Idee hat, so einfach sie auch sein mag, dann bringt das natürlich ganz viel. Das finde ich bei eurer Idee total spannend. An sich ist es ja relativ einfach, es ist ja nur das Herstellen einer Verbindung. Aber es ist noch niemand vorher auf die Idee gekommen. Oder hat sie jedenfalls nicht so umgesetzt, dass andere sie sehen konnten.
Janko Brand:
Eigentlich könnte der Arzt in Bangladesch ja auch einfach ins Internet gehen und sich an der ETH, oder wo auch immer, den Spezialisten raussuchen und ihm eine Email schreiben. Aber das benötigt offensichtlich einen neutralen Vermittler, der diese Verbindung aufbaut. Das ist ja eigentlich noch einfacher.
Benjamin Michels:
Ich glaube das hat ganz viel mit Hürde zu tun. Also zu wissen, wo muss ich suchen – das ist natürlich nicht einfach – und die Leute dann auch noch anzuschreiben. Ich glaube schon, dass das eine große Herausforderung ist. Wenn ich gucke, wie schwer sich Projektleiter oder Projektmanager oft tun fremde Leute zu kontaktieren – obwohl ich da ganz viele tolle Informationen bekomme.
Für ein Projekt würde ich gerne wissen, wie wir auf mehreren Plattformen gleichzeitige streamen können. Da habe ich einen Facebook Kontakt angeschrieben, der mich an jemanden verwiesen hat, den ich noch nicht kannte. Der meinte: „nee, das weiß er nicht“, aber er könnte mich mal dahin vermitteln. Und so habe ich effektiv fünf Leute angeschrieben, die ich alle nicht kannte. Aber die mir dann am Ende weitergeholfen haben. Das Problem ist aber, dass sich das viele Menschen nicht trauen diesen Weg zu gehen. Dabei ist er unheimlich sinnstiftend. Also an dich, lieber Zuschauer oder Zuhörer, ich kann nur empfehlen: Greif zum Hörer oder schreibe die Leute direkt an. Die meisten Leute helfen und antworten. Und die, die nicht helfen, antworten auch nicht. Das ist dann auch okay. Aber eine negative Antwort kriegt man eigentlich fast nie.
Jetzt laufen bei dir ja wahrscheinlich viele Aufgaben zusammen. Wie behältst du den Überblick über die Aufgaben? Nutzt du irgendein Tool? Nutzt du Zettel und Stift? Wie machst du das?
Janko Brand:
Wir nutzen Trello. Das hat Tom mitgebracht, von seinen Projektmanagement-Aufgaben vorab.
Ein ziemlich einfaches Management-Tool, einfacher als gedacht. Aber es ist auch eine sehr gute Möglichkeit Dinge zu archivieren. Es gibt eigentlich vier slides darin.
„Ideen“, die wir nochmal in einzelne Päckchen gepackt (zum Beispiel Marketing, etc.) haben.
„Doing“ und „Done“. Und dann noch eine Sache, die wir noch als „Zusatz“ haben. Das war es eigentlich. Da ist alles drin gespeichert: Präsentationen, Materialien, Teilnehmerlisten, Fälle, etc.
Benjamin Michels:
Total spannend. Ich mache ja die Interview-Reihe mit Start-ups aus einem bestimmten Grund. Also ich schreibe Artikel für das Projektmagazin, weil wir uns nämlich genau diese Frage gestellt haben: „Machen Start-ups eigentlich Projektmanagement?“. Bei meiner ersten Gründung war ich im Nachhinein wahrscheinlich auch ein Start-up, aber das war alles total chaotisch. Es gab auch nicht solche leicht zugänglichen Tools, wie Trello. Das hat es damals einfach noch nicht gegeben. Und wenn ich mich nicht Irre, hat bis jetzt jedes Start-up, dass ich interviewt habe gesagt, sie nutzen Trello.
Janko Brand:
Das Gute ist, dass man eine vorgegebene Struktur hat. Der eine war bei dem Meeting, der andere hat den getroffen, der andere hat daran gearbeitet – dann trifft man sich und bespricht diese Dinge. Es geht einfach auch um die Effizienz. Sehr schnell zu sein und einfach keine unnötig langen Meetings zu haben. Als Kunde habe ich gleich gesagt: wenn wir ein unnötig langes Meeting haben, sagt mir Bescheid, wir brechen sofort ab. Ich hasse unnötige Meetings. Und so reden wir erst über die Sachen und Anliegen und gehen dann die offenen Punkte im Trello Board durch.
Benjamin Michels:
Das ist ein Punkt, den wir auch viel machen.
Ich habe ja viele virtuelle Mitarbeiter, die sich aussuchen dürfen wo sie arbeiten. Mit denen gehe ich dann auch anhand des Boards durch: was ist offen? was steht demnächst an? Das ist einfach eine super Grundlage, wo jeder sehen kann: was ist los? Was gibt es zu tun? Sehe ich also ganz genauso.
Wenn wir das Ganze jetzt etwas höher betrachten – wir haben ja die Aufgabenebene und eine Ebene höher wäre ja die Strategie und Weiterentwicklung. Wie plant ihr das? Habt ihr da eine bestimmte Vorgehensweise? Oder setzt ihr euch zusammen und malt ein Bild? Es gibt ja ganz unterschiedliche Versionen.
Janko Brand:
Tafeln mit einem großen Stift finde ich gut. Einer spricht, die anderen können zugucken und Ergänzen. Ich bin auch eher ein visueller Mensch, daher wird das in jederlei Hinsicht immer aufgemalt und mit Gegenständen konstruiert.
Benjamin Michels:
Also ist die Strategiefindung auch eher ein kreativer Schaffungsprozess bei euch?
Janko Brand:
Ja.
Benjamin Michels:
Wie geht es denn jetzt die nächsten Wochen und Monate weiter? Was sind eure nächsten großen Meilensteine? Was plant ihr in der Projektwelt so?
Janko Brand:
Wir haben einen Partner gefunden, der uns hilft eine bessere Plattform zu bauen, die mehr Funktionen hat. Das macht er auch unentgeltlich – das war auch eine lange Suche. Im IT Bereich sind wir vom Personal her einfach nicht besonders stark. Es gibt zwar einige Lösungen, wie Trello, wo wir das nicht selber programmieren müssen. So ist es auch mit dieser Plattform, die uns zunächst kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. Das wird das Nächste sein. Das wir diese testen, implementieren, neue Funktionen vorschlagen und auch von unseren Usern testen lassen ob sie damit zufrieden sind.
Benjamin Michels:
Sehr spannend. Also ich kann nur sagen, ein tolles Projekt. Ihr klingt sehr gut organisiert und sehr strukturiert. Da drücke ich euch auf jeden Fall die Daumen, dass der IT Umzug auch gut funktioniert. Ihr sucht wahrscheinlich auch immer weitere Ärzte?
Janko Brand:
Ja.
Benjamin Michels:
Okay. Also wenn du Arzt bist und den Podcast hörst, dann geh auf die Shownotes oder direkt auf One World Doctors. Dann kannst du das Gründerteam anschreiben.
Schreibt man einfach eine offene E-Mail oder gibt es ein Bewerbungsformular? Wie ist das aufgebaut?
Janko Brand:
Auf der Seite ist es momentan noch sehr rudimentär eingerichtet. Man kann frei wählen, welche Disziplin man beherrscht als Arzt und sich so anmelden. Dann bekommen wir eine E-Mail, wo drinsteht, dass sich da ein Radiologe oder Rheumatologe beworben hat. Wir kommen dann in einen Dialog miteinander um auch die Expertise zu verifizieren. Und sobald wir einen Fall rein bekommen, wird er benachrichtigt – wenn er zustimmt, dass er den Fall annehmen will, bekommt er die Daten zugeschickt.
Benjamin Michels:
Wie gesagt, ich finde die Idee total toll. Ich stehe da hinter euch und werde überall wo ich Ärzte treffe davon berichten. Ich finde, das ist ein krasser Mehrwert und ein großes soziales Engagement.
Ich danke dir für deine Zeit.
Möchtest du uns noch irgendwas mit auf dem Weg geben?
Janko Brand:
Ich wünsche euch auch alles Gute. Ihr seid sympathisch und ich finde das Format auch gut – die Möglichkeit, dass wir uns hier vorstellen können. Macht weiter so. Und hoffentlich kommt der ein oder andere Arzt, milde Spender, oder jemand der einen Kontakt hat über jemanden, auf uns zu. Ich würde mich freuen.
Benjamin Michels:
Ich drücke euch die Daumen.
Lieber Zuhörer, bis zur nächsten Episode.
Danke, Janko.
Mach’s gut.
Tschüss.
Janko Brand:
Tschüss.
Outtake: Kontakte finden.
Benjamin Michels:
Und wie habt ihr drei Gründer euch gefunden? Wie ist das gekommen?
Janko Brand:
Das war auch eine Überraschung, mit meiner sehr kläglichen Power Point Präsentation. Diese habe ich auf der re:publica eingereicht. Ich habe sie einfach mal hingeschickt und konnte mich direkt eintragen und wurde genommen. Dort habe ich dann gepitcht – mein erster Pitch, ich war sehr aufgeregt – da waren einige Leute und unter anderem auch der Tom. Er hat auch etwas Sinnvolles gesucht.
Benjamin Michels:
Ich finde öffentlich vor andere zu reden sorgt immer für Kontakte. Das ist eine der besten Varianten, die man machen kann, wenn man Menschen kennen lernen möchte.
Janko Brand:
Ja. Einen Vortrag zu halten ist immer noch das Beste.
Benjamin Michels:
Das sehe ich Eins zu Eins genauso.
Unterstützung für dich
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