Deine Präsenz erzeugt Druck
Du bist Geschäftsführer/in. Damit kann deine reine Anwesenheit Druck erzeugen. Übrigens auch deine Abwesenheit. Im Grunde geht es also weniger darum, was du machst, als vielmehr darum, dass du wahrnimmst, was du bewirkst.
Vor einigen Tagen habe ich ein sehr interessantes Gespräch mit einer Coachee geführt. Sie ist Teil des Kernteams eines Unternehmens und sie hat über ihre Geschäftsführerin gesprochen:
„Anette*, sagt zwar, dass wir auf uns achten und nicht zu viel machen sollen. Doch in dem wöchentlichen Meeting mir ihr, redet sie im Grunde nur über Leistung, Ergebnisse und Performance.“
(*Name geändert)
Es ist vollkommen klar, die Geschäftsführerin Anette sagt zwar das eine, strahlt aber das andere aus.
Manchmal kommen wir in der Geschäftsführung an den Punkt, dass wir das Gefühl haben zu reden, zu reden, zu reden und trotzdem nehmen die Mitarbeiter das nicht an, was wir sagen. Es ändert sich nichts. Überlastung und Burnout sind hier ein gutes Beispiel. Vielleicht bist du da ähnlich wie Anette? Du erzählst deinen Mitarbeitern, dass sie sich nicht überfordern sollen, dass sie keine Überstunden machen sollen und auch mal was liegen lassen können? Das ist das was du sagst. Doch was drückst du durch deine Handlungen aus? Was ist das, was bei den Mitarbeitern unterm Strich ankommt?
Vielleicht ist das Problem ja gar nicht, dass deine Mitarbeiter nicht hören. Vielleicht ist das Problem viel eher, dass du eine große Ambivalenz ausstrahlst. Vielleicht ist deine Sub-Wirkung, also das was dir nicht so sehr bewusst ist, viel größer als dein gesprochenes Wort. Vielleicht strahlst du ein Thema ganz deutlich aus, während du verbal etwas anderes kommunizierst. Und deine Mitarbeiter nehmen beide Signale wahr.
Der erste und richtige Schritt ist es an dieser Stelle dich selbst zu hinterfragen. Doch hier liegt natürlich die große Herausforderung. Denn die eigene Wirkung zu erkennen ist ähnlich schwierig, wie eigene Glaubenssätze und Programmierungen zu identifizieren. Hierfür braucht es ein ganze Stück Beobachtungsgabe, Empathie und Reflektionsfähigkeit. Denn zum einen musst du die Mitarbeiter beobachten und schon kleine Details sehen. Über deine Empathie gelingt es dir, in die Mitarbeiter hinein zu spüren und das „Warum“ dahinter herauszufinden. Über die Reflektionsfähigkeit setzt du dich dazu in Bezug und überdenkst deine eigene Wirkung auf diesen Vorgang.
Ein kleines Beispiel:
1. Beobachtung: Dir fällt auf, dass deine Mitarbeiter immer noch zu viel Überstunden machen, obwohl du eigentlich schon mehrfach gesagt hattest, dass sie auf sich achten sollen und keine Überstunden machen sollen.
2. Empathie: Du fühlst dich in die Mitarbeiter rein und stellst fest, dass sie einen großen Druck empfinden. Sie haben das Gefühl nicht weniger leisten zu dürfen.
3. Reflexion: Auf Grund der vorherigen Erkenntnisse machst du dich auf die Suche, wo du dieses Gefühl erzeugen könntest. Dabei fällt dir auf, dass vor allem die betroffenen Mitarbeiter in dem wöchentlichen Meetup sitzen. Dort fragst du weniger wie es den Menschen geht, als viel mehr welche Leistung sie gebracht habe. Damit hast du den Knackpunkt gefunden. Nun kannst du beginnen die Ambivalenz zwischen deinem Handeln und deinen Worten aufzulösen.
Ambivalentes (also gegensätzliches) Handeln ist etwas, das uns fast allen im Blut liegt. Wir wünschen uns A, verhalten uns selbst aber eher wie B. Von unseren Mitarbeitern möchten wir natürlich, das sie sich möglichst gesund ernähren und Zeit für Pausen nehmen. Wir selbst schieben und schnell eine Pizza rein, während wir weiterarbeiten. Das ist typische Ambivalenz. Denn es gelingt uns nun einmal in vielen fällen deutlich leichter, unseren Wunsch auf andere zu projizieren, statt selbst die Disziplin aufzubringen, es bei uns umzusetzen.
Doch genau das liegt der Hund begraben. Denn deine Mitarbeiter bekommen beides mit. Das was du sagst und das was du tust. Es liegt bei dir, dass beides im Einklang ist.
Möchtest du von deinen Mitarbeitern ein aufgeräumtes Büro und das alles gut strukturiert ist: dann fang bei dir selber an. Du bist das Vorbild. Du bist die Leitfigur. Natürlich übernehmen deine Mitarbeiter nicht alles Gute eins zu eins, aber sie orientieren sich daran. Und nur wenn du echt, authentisch und stimmt (also nicht ambivalent) bist, wird auch vieles von dem was du forderst und vorlebst am Ende bei deinen Mitarbeitern ankommen.
Du würdest staunen, wie oft du der Kern einer Veränderung in deinem Unternehmen bist. In vielen Momenten in denen es nicht lauft, in denen deine Firma nicht voran kommt, kannst du zuerst bei dir selber schauen. Erst wenn dort die Blockaden aufgelöst sind, kann es auch um dich herum wieder fließen und mit der Entwicklung weitergehen.
Natürlich ist dieser Schritt zumeist sehr schwer. Deswegen stehe ich gerne an deiner Seite und helfe dir als Freund und Berater, den nächsten Schritt zu gehen. Schau dir an, wie ich dir helfen kann.