
Das perfekte Geschenk für Existenzgründer
Mit nur 400 Euro auf dem Konto habe ich mein erstes Unternehmen aufgebaut. Ich war 15 Jahre alt, als ich es zusammen mit meinem Bruder gründete. Oder genauer gesagt: Er hat gegründet und ich habe ihn unterstützt. Zwei Jahre später bin ich dann für zwei Jahre ausgestiegen, um mich auf mein Abitur konzentrieren zu können. Mit 19 Jahren, als frisch gebackener Abiturient mit noch wenig Lebenserfahrung und besagten 400 Euro auf dem Konto, habe ich dann den Verkauf über‘s Internet von meinem Bruder übernommen. Jung wie ich war, in der festen Überzeugung ich könnte die Welt verändern.
Auch wenn mein Bruder das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt schon vier Jahre geführt hatte (zwei mit mir, zwei ohne mich), so steckte es doch noch immer in den Kinderschuhen und hatte einen Umsatz, der kaum reichte, um die Kosten zu decken. Aber ich war voller Enthusiasmus und Begeisterung. Ich wollte unser Nischenprodukt mit aller Kraft erfolgreich machen.
Wahrscheinlich bist du schon ganz gespannt und fragst dich: Na, was hat er denn nun verkauft? Nun, kurz gesagt verkaufte ich Ausrüstung für das in meinen Augen schönste Hobby der Welt – Live Action Role Play (LARP).
Ich war kreativ und hatte viele Ideen aber kaum Geld und vor allem keine Ahnung von dem, was ich da tat. Kurz: Ich war einer von den Menschen, bei denen ich heute die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und fragen würde: „Warum willst du dir das antun?“
Zu jenem Zeitpunkt war ich an Betriebswirtschaft überhaupt nicht interessiert und erst recht konnte ich mir nicht vorstellen, BWL zu studieren. Das Wort Businessplan hatte ich noch nie gehört und hätte mir jemand zu erklären versucht, dass es einen Unterschied zum Business-Model gibt, hätte ich ihn nur mit großen Augen angeschaut. Ich war durch und durch ein Greenhorn, noch nicht trocken hinter den Ohren. Um besser zu verstehen, wie wagemutig ich meine Gründung von damals sehe: Stell dir einen ungeübten Inlineskater vor, der mit verbundenen Augen über die Autobahn skatet, während er mit brennenden Kettensägen jongliert. Ziemlich (selbst)mörderisch, nicht wahr?
Wer – wie du hoffentlich weißt – richtigerweise der Meinung ist, dass bei einer geplanten Existenzgründung die Kalkulation besonders wichtig ist, hätte an mir seine pure Freude gehabt – als Beispiel dafür, wie man es auf keinen Fall machen sollte: In den ersten zwei Jahren nach der Übernahme habe ich nicht einmal im Traum daran gedacht, eine Kalkulation durchzuführen. Irgendwann habe ich dann zwar doch mit Preiskalkulationen begonnen, doch auch dann hat es noch mehr als ein Jahr gedauert, bis ich einen Fehler in meiner Kalkulationstabelle feststellte, mit der Konsequenz, dass ich die ganze Zeit alle Produkte zu günstig verkauft hatte. Und das über ein Jahr lang!
Steuerberatung – wäre durchaus sinnvoll gewesen aber auch das hatte ich am Anfang nicht in Erwägung gezogen. Stattdessen verteilte ich meine Belege irgendwo chaotisch in meinen anderen Sachen (wenn ich sie nicht ganz verloren habe). Und zu allem Überfluss habe ich meine Steuererklärung gar nicht erst gemacht, geschweige denn abgegeben. „Ach herrje!“ denkst du? Das normale Chaos eines unerfahrenen und unbedarften Gründers, sage ich.
Zum Glück hat mir damals die Freundin meines Bruders ein Steuerberatungsbüro vermittelt, das dieses Chaos mit mir – für viel Geld – aufgearbeitet hat. Leider war es jedoch das gleiche Steuerberatungsbüro, das mich einige Jahre später so schlecht betreut hat, dass ich die Unterlagen für mehrere Jahre erneut von einem anderen Steuerberatungsbüro aufarbeiten lassen musste, was natürlich auch nicht umsonst war.
Über die Bedeutung des Firmennamens und des Corporate Design habe ich mir seinerzeit keinerlei Gedanken gemacht. Und ein Logo? Klar hatte ich ein Logo: Ich habe einfach ein fremdes Fantasy-Bild gescannt und das als Logo benutzt. Verletzung des Urheberrechts? „Was man nicht kennt, kann man nicht verletzen“ war die Devise, nach der ich vorging. Ein Wunder, dass ich nicht verklagt worden bin.
Auch in Bezug auf Versicherungen war ich besonders gut im Geld sparen – ich hatte einfach gar keine. Hätte ich einen Unfall gehabt, wäre es mein Problem gewesen. Hätte ich Kunden verletzt oder irgendetwas anderes beschädigt, hätte ich für den Schaden aufkommen müssen, ebenso, wenn jemand bei mir eingebrochen wäre. Hätte es in meinen Räumen angefangen zu brennen und das ganze Hause wäre abgebrannt, wäre auch das allein mein Problem gewesen. Der einzige „positive“ Nebeneffekt meines Chaos wäre in einem solchen Fall gewesen: Da ich sowieso schon recht hoch verschuldet war, wäre ich direkt in die Insolvenz gegangen und hätte mich nicht mit der Schadenssumme rumschlagen müssen.
Über meine anfänglichen Versuche mit Angestellten zu arbeiten, würde ich am liebsten gar nicht erst reden. Mein erster Angestellter entpuppte sich als völliger Fehlgriff. Ich werde auch heute, nach über zehn Jahren, immer noch sauer, wenn ich an Herrn H. denke. Und das Schlimmste daran ist, dass es einzig und alleine meine Verantwortung war. Meine Verantwortung, dass ich ihn ausgewählt habe, meine Verantwortung, wie er gearbeitet hat, denn ich habe ihn so arbeiten lassen und daher auch meine Verantwortung, dass es ein so schreckliches Erlebnis war.
Alle diese Fehler haben mich, wie du schon erahnen kannst, sehr viel Geld gekostet. Doch was noch viel schlimmer ist, sie haben auch meiner Gesundheit geschadet.
Du siehst: Als junger Mensch habe ich bei meiner ersten Existenzgründung praktisch jeden Fehler gemacht, den man machen kann. Gut, das war mein Problem. Aber inzwischen habe ich daraus eine Menge gelernt und alles hat sich zum Guten gewendet. Nur bin ich leider kein Einzelfall, wie ich aus meiner Erfahrung als Gründungscoach weiß. Ich lebe in dem Wissen, dass jedes Jahr über 700.000 Menschen eine Existenzgründung versuchen. Die meisten von ihnen sind keine Experten in Existenzgründung. Die meisten von ihnen werden zumindest teilweise die gleichen Fehler machen wie ich damals und davon werden die meisten mit ihrer Existenzgründung scheitern … .
Ich habe mein Buch für all‘ diese Menschen geschrieben. Ich widme es allen, die gründen aber nicht damit scheitern wollen. All jenen, die sich unsicher sind, was alles wichtig für ihre Gründung ist und all jenen Menschen, die Angst haben, etwas falsch zu machen sowie allen Menschen, die einen Gründungsfahrplan brauchen, an den sie sich halten können.
Doch vor allem widme ich Existenzgründung Schritt für Schritt all‘ den Menschen, die mich bei meiner Gründung unterstützt haben und durch die ich zu demjenigen geworden bin, der ich heute bin.
Danke!
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