Machen wir uns nicht vor, am Ende hängt sehr viel von deiner Disziplin ab. Egal ob bei der Ernährung im privaten Bereich, in der Unternehmensführung sowie bei deinen täglichen Aufgaben.
Doch es gibt ein Problem mit Disziplin: sie erzeugt Schmerz. Und um das klar zu stellen: Ich meine nicht die Disziplin, mit der du dich zwingst immer mehr und mehr zu arbeiten. Denn das ist weniger Disziplin, als mehr ein Muster, dass ich bei dir verankert hat. Disziplin brauchst du eher, um dich an Strukturen zu halten, die dafür sorgen, dass du weniger arbeiten kannst.
Das was dir einfach fällt ist nicht das was Disziplin braucht. Und immer noch eine Stunde und noch eine Stunde ran zu hängen, das kannst du. Da weißt du, wie das geht. Doch die Disziplin, jeden Tag um 15 Uhr Feierabend zu machen und gerade nicht noch eine Stunde zu arbeiten, hast du die?
Die meisten Unternehmer/innen die ich kenne, die tuen sich mit dieser Art von Disziplin sehr sehr schwer. Und das ist zum Beispiel auch die Disziplin, die du brauchst, um abzunehmen. Die Disziplin die Priorität für das Projekt „Abnehmen“ höher anzusetzen, als für alle anderen Projekte. Und das nicht nur initial, sondern dauerhaft. Denn du kannst dir noch so sehr wünschen schlank und muskulös zu sein (das kannst du durch einen beliebigen anderen privaten Wunsch ersetzen), doch wenn du diesem Wunsch nicht gegenüber der täglichen Arbeit eine höhere Priorität einräumst, so wird er auch nichts werden. Und dann sitzt du da und fragst „Warum schaffe ich es nicht?“. Und die Antwort ist: Weil dir die Disziplin fehlt, diesem Wunsch dauerhaft zu priorisieren.
Aber warum ist das so?
Zum einen weil Disziplin manchmal in den Dingen steckt, in denen wir es gar nicht sehen. Wir denke, dass wir uns zu mehr und zu härterer Arbeit zwingen, das ist Disziplin. Doch das stimmt nicht. Disziplin ist es an den Dingen festzuhalten, die uns langfristig weiterbringen.
Klar, das andere ist auch eine Art von Disziplin, am Ende aber die, die dich kaputt macht.
Disziplin verursacht Schmerzen. Doch das macht Reue auch. Wenn du bereust, was du getan hast, entsteht dadurch unweigerlich ein Schmerz. Wenn du dich zu etwas zwingst (!), das besser für dich ist, wird dadurch auch ein kurzfristiger Schmerz entstehen. Doch keine Reue.
Schmerz wirst du also auf beiden Wegen habe. Doch du hast für dich die Entscheidungsmöglichkeit ohne Reue leben zu können. Und es gibt so viel, was du bereuen kannst. Reue darüber, nicht genug Zeit mit deinen Kindern und deinem Partner verbracht zu haben. Reue darüber, dass du nicht die mutigen Schritte gegangen bist und dadurch Chancen verpasst hast. Reue darüber, dass du dich zu so vielen Dingen hast nötigen lassen, statt das zu machen, was dich wirklich glücklich macht. Und es gibt noch so viel mehr, dass du bereuen kannst und vielleicht schon bereust.
Doch weißt du, was das Gute ist: Es ist nie zu spät, das zu ändern. Du kannst jederzeit einen neuen Weg einschlagen. Du kannst dich jeder Zeit neu ausrichten oder deine Ausrichtung anpassen. Das Einzige, was dir dabei im Weg steht ist dein Kopf. Wenn du den besiegst, ist alles möglich.
Und sind wir mal ehrlich: Wer will schon Reue haben?
Doch so denkst du ja nicht. Du siehst nur den kurzfristigen Schmerz, der durch Disziplin entsteht. Und dann denkst du „Mache ich morgen“ oder „Mache ich, wenn ich Zeit haben“. Doch was passiert dann? Bei mir war es ganz konkret das Geige spielen. Ich wollte über Jahre hinweg immer wieder mit Geige anfangen. Habe ich es getan? Nein. Und irgendwann kam der Punkt, wo ich gedacht habe: Jetzt hast du 10 Jahre keine Geige gespielt … Und das ist Reue. Der Schmerz der aus Reue entsteht kann so viel tiefgründiger sein und so viel kaputt machen.
Ich habe mir eine Geige geholt, eine Geigenlehrerin und spiele. Klar kostet es mich viel Disziplin, das in meinen eh schon viel zu vollen Alltag mit vier Kindern zu integrieren. Und es verursacht auch Schmerz, wenn ich mich zwinge, Geige zu spielen, wenn ich doch viel lieber auf der Couch sitzen würde. Aber und das ist das Wichtigste: Es tut mir langfristig gut. Auch wenn es manchmal schwierig ist, die Disziplin langfristig aufrecht zu erhalten, so tut es mir doch langfristig richtig gut.
Und wie ist es mit dir? Ziehst du die Reue dem kurzfristigen Schmerz der Disziplin vor?